psychoneuro 2005; 31(4): 176
DOI: 10.1055/s-2005-869455
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kohortenstudie - Depression nach Kaiserschnitt

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Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)

 

Vermutlich mehr als 10% aller Frauen erkranken kurz nach der Geburt an einer postpartalen Depression. Die Entbindungsart steht dabei offenbar nicht in direktem Zusammenhang mit dem Auftreten einer postpartalen Depression.

Anders als bisher angenommen, erhöhen ein geplanter oder notfallmäßiger Kaiserschnitt und auch eine Zangengeburt nicht das Risiko für eine postpartale Depression, verglichen mit normalen Geburten, wie eine gerade im BMJ online veröffentlichte Studie ergab. Umgekehrt stellt die Angst einer werdenden Mutter vor einer postpartalen Depression keine Indikation für einen Kaiserschnitt dar. Dies zeigte eine prospektive Kohortenstudie (Avon longitudinal study of parents and children, ALSPAC) in die zwischen April 1991 und Dezember 1992 14663 Schwangere eingeschlossen werden konnten. Acht Wochen nach der Geburt füllten die Frauen dann den "Edinburgh postnatal depression scale" Fragebogen aus. Als Kriterium für das Vorliegen einer postpartalen Depression galt ein Wert von mindestens 13.

Rund 80% der Frauen hatten eine spontane, vaginale Entbindung, etwa 11% eine assistierte, vaginale Entbindung (Zangengeburt, Saugglocke), rund 5% einen notfallmäßigen Kaiserschnitt und 4% einen geplanten Kaiserschnitt. Ein Kaiserschnitt führte nicht häufiger zu einer postpartalen Depression als eine vaginale Geburt (relatives Risiko: 1,06; p = 0,80).

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