RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2005-866688
Blutdruckregulationsstörungen bei Patienten mit Parkinson-Syndromen
Einleitung: Das autonome Nervensystem ist bei Patienten mit Parkinson-Syndromen häufig mit betroffen. Eine wichtige Regulationsgröße ist der Blutdruck. Zum einen kann eine gestörte Blutdruckregulation zu Beschwerden des Patienten führen, zum anderen stellt sie eine wichtige Veränderung des kardiovaskulären Risikoprofils dar. Deshalb führten wir in dieser Studie 24h-Blutdruckmessungen (24hBDM) durch, die wir um spezielle Testverfahren zur Beurteilung der Blutdruckregulation ergänzten.
Methodik/Patienten: Wir untersuchten 11 Patienten mit Multisystematrophie (MSA), 10 Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese (PSP), 13 Patienten mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) und 11 gesunde Kontrollpersonen (KP). Alter, Geschlecht (w/m) und Hoehn&Yahr-Stadien (H&Y) verteilten sich wie folgt: MSA (61±7 Jahre; w/m 7/4; H&Y 3,8±1,0), PSP (63±7 Jahre; w/m 1/9; H&Y 3,8±0,7), IPS (66±8 Jahre; w/m 2/11; H&Y 2,6±1,1), KP (60±5 Jahre; w/m 4/7). Die Patienten wurden aufgefordert, Mahlzeiten, körperliche Aktivitäten und Medikamenteneinnahme zu protokollieren. Ergänzend führten wir eine autonome Standardfunktionsdiagnostik der gleichen Patienten im Funktionslabor durch. Folgende Parameter wurden in unsere Auswertung miteinbezogen: Tag-Nacht-Absenkung (TNA) des Blutdrucks in% des Tagesmittelwertes, das Vorhandensein der unterschiedlichen Phasen des Valsalva-Manövers (VAL) sowie der passive Orthostasetest (pOT.)
Ergebnisse: Gemäß den Kriterien der Deutschen Blutdruckliga wiesen 4/11 MSA-Patienten, 6/10 PSP-Patienten, 4/13 IPS-Patienten und 3/11 der KP eine milde arterielle Hypertonie auf, die bei 9/14 Patienten bereits im Vorfeld bekannt war. Eine pathologische TNA (fehlende oder verminderte nächtliche Blutdruckabsenkung) zeigten 8/11 der MSA-, 5/10 der PSP-, 8/13 der IPS-Patienten und 1/11 KP. Bei Patienten mit einer schweren Störung der TNA (4 MSA, 1 PSP, 2 IPS), d.h. einem inversen Tag-Nacht-Rhythmus, fanden sich fast immer eine signifikante orthostatische Hypotonie (OH), ein deutlich pathologisches VAL sowie hypertone Tagesmittelwerte bei der 24hBDM. Das H&Y-Stadium dieser Patienten betrug dabei mindestens 3. Bei der Beurteilung des VAL erwies sich das Fehlen der Phase IV (Blutdruck-overshoot nach Pressphase) als sensitivster Marker, der allerdings auch bei 2/11 KP nachweisbar war. Die Phase IIb (Blutdruckgegenregulation während der Pressphase) fehlte als spezifischer Marker bei 6/9 MSA-, 6/13 IPS-, 3/9 PSP-Patienten sowie keiner KP.
Diskussion: Die 24hBDM sollte bei allen Patienten mit Parkinson-Syndromen als Screeninguntersuchung durchgeführt werden, insbesondere bei Patienten mit autonomen Funktionsstörungen, die häufig eine pathologische Blutdruckregulation aufweisen. Das Auftreten einer OH oder eines pathologischen VAL korreliert dabei mit einem pathologischen Tag-Nacht-Profil. Außerdem kann mittels 24hBDM für den einzelnen Patienten eine Optimierung der Parkinson- bzw. Blutdruck-spezifischen Medikation erfolgen.