psychoneuro 2005; 31(2): 70
DOI: 10.1055/s-2005-865034
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Malen für den guten Zweck - Lilly Deutschland GmbH und Ärzte unterstützen Kinder psychisch kranker Eltern

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Publication Date:
08 March 2005 (online)

 

Kinder psychisch kranker Menschen werden durch die Krankheit ihrer Eltern sehr belastet. Leider stehen sie meistens mit ihren Fragen und Schuldgefühlen allein da. Der Förderverein Kipkel e.V. - Präventionsprojekt für Kinder psychisch kranker Eltern im Kreis Mettmann hilft diesen Kindern ihre Erlebnisse künstlerisch, spielerisch und im Gespräch zu verarbeiten. Finanzielle Unterstützung erhielt der Verein Ende Januar in Hilden durch eine Spende in Höhe von 10000 Euro des Arzneimittelherstellers Lilly Deutschland GmbH.

Was bedeuten Hoffnung und Perspektive während einer psychiatrischen Therapie? Die Antwort auf diese Frage bildlich darzustellen, hatte die Lilly Deutschland GmbH die Besucher des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im November 2004 aufgerufen. Viele Ärzte nahmen sich einige Minuten bis Stunden Zeit und brachten im Kleinst- bis Großformat ihre Vorstellungen zu Papier oder Leinwand. Aus den überraschend vielfältigen Bildern durften von Kipkel betreute Kinder zusammen mit ihrer Kunsttherapeutin, Frau Beatrix Karen, zehn zu prämierende Bilder auswählen. Lilly spendete für jedes Bild 1000 Euro an Kipkel e.V. "Als Arzneimittelhersteller interessieren wir uns auch für die Menschen hinter den Medikamenten. Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit den Ärzten einen Beitrag zur wichtigen Arbeit von Kipkel leisten können", erläuterte Dr. Martin Molthagen die Motive des Unternehmens.

Erwachsene v.l.n.r.: Susanna Staets, Dr. Michael Hipp, Dr. Ingrid Weber (Lilly Deutschland GmbH), Dr. Martin Molthagen (Lilly Deutschland GmbH), Beatrix Karen

Schuld- und Schamgefühle verarbeiten

Kipkel e.V. wurde 1998 von Susanna Staets gegründet. Während ihrer Arbeit als Kindertherapeutin im Jugendamt Hilden waren ihr die großen Probleme der Kinder psychisch kranker Eltern aufgefallen, ihre eigene Situation zu verstehen und mit ihr umzugehen. "Die kranken Eltern können ihren Kindern die Krankheit nicht kommunizieren. In der Folge sind die Kinder isoliert, weil sie sich für das auffällige Verhalten ihrer Eltern schämen", erklärt Frau Staets die schwierige Situation der Kinder. Angst und Schuldgefühle finden sich aber auch auf Seiten der Eltern, so dass das wichtigste Thema in diesen Familien, nämlich die Krankheit und ihre Folgen, zum Tabu wird.

Die Kontaktaufnahme mit den Betroffenen erfolgt für Susanna Staets zunächst in der Klinik. Sind die Eltern einverstanden, beginnt dann eine 20stündige Therapie. Ca. 15 Stunden versucht Frau Karen mit den Kindern künstlerisch, spielerisch und im Gespräch die Erlebnisse emotional zu verarbeiten. Vier Stunden entfallen auf Gespräche mit den Eltern und eine Stunde wird mit der ganzen Familie gearbeitet. "Es geht darum Schuld- und Schamgefühle abzubauen, praktische Hilfen zu geben und den Kindern ein Sicherheitsnetz aufzubauen", beschreibt Dr. Michael Hipp, Vorsitzender von Kipkel, die Ziele der Therapiestunden. Am Ende wählen die Kinder eine vertraute Person aus, die bei Problemen hinzugezogen werden kann. "Selbstverständlich können alle weiter die offene Sprechstunde besuchen, die einmal monatlich stattfindet", ergänzt Beatrix Karen.

Finanzielle Unterstützung und aufmerksame Ärzte

Das alles ist nur möglich, weil Kipkel e.V. mit Mitteln aus der Kinder- und Jugendhilfe aus fünf umliegenden Städten unterstützt wird. Zusätzlich engagiert sich das Kulturamt Hilden für den Verein, indem es immer wieder Benefizveranstaltungen ("Kunst für Kipkel") veranstaltet. So ist auch die Spende von Lilly sehr willkommen: "Die 10000 Euro fließen in die Ausstattung der kürzlich eröffneten neuen Außenstelle Monheim am Rhein", freute sich Dr. Hipp. Leider haben viele Kinder schon einen langen Leidensweg hinter sich, bis sie bei Kipkel e.V. oder ähnlichen Einrichtungen in anderen Städten betreut werden. "Es wäre wichtig, dass schon lange vor einer Klinikeinweisung Hausärzte, Psychiater und Psychotherapeuten die Eltern auf die problematische Situation ihrer Kinder und die Hilfsangebote aufmerksam machen", unterstrich Susanna Staets.