Endoskopie heute 2005; 18 - V80
DOI: 10.1055/s-2005-864973

Schluckstörungen – Diagnostik und Therapie aus der Sicht des HNO-Arztes

U Schuss 1, A Gerlach 1, R Hagen 1
  • 1HNO-Klinik, Plastische Operationen, Klinikum Stuttgart, Katharinenhospital

Bei der komplexen, interdisziplinären Diagnostik von Schluckstörungen kommt dem HNO-Arzt im besonderen die Aufgabe zu, die funktionelle Problemregion: Mundhöhle, Rachenraum und obere Speiseröhre zu beurteilen.

Zweckmäßigerweise erfolgt die Anamneseerhebung mit einem standardisierten Fragebogen, der eine systematische Steuerung der weiteren diagnostischen Schritte ermöglicht. Bereits durch die Spiegeluntersuchung, ergänzt durch die Lupenlaryngoskopie können ein Großteil der neurogenen und nahezu alle organischen Ursachen (Beispiel: Tumoren) einer oropharyngealen Dysfunktion erkannt werden.

Die transnasale, flexible Video-Endoskopie ermöglicht eine von Schluckartefakten freie morphologische und funktionelle Befunderhebung von Kehlkopf und Schlund. Auf diese Weise können auch diskrete Fehlfunktionen nach tumorchirurgischen Eingriffen (Beispiel: Aspiration)erkannt und einer gezielten logopädischen Übungsbehandlung zugeführt werden.

Für den Nachweis einer Funktionsstörung am pharyngösophagealen Übergang ist die wenig belastende Hochfrequenz-Kinematographie unverzichtbar. Mithilfe der videotechnischen Aufzeichnung kann der Schluckablauf im anterioren und seitlichen Strahlengang interdiziplinär vom Radiologen, HNO-Arzt und Logopäden, fakultativ auch vom Gastroenterologen und Neurologen, beurteilt werden.

Am Beispiel der cricopharyngealen Achalasie möchten wir zeigen, dass es gelingt die Sphinkterdyskinesie mit ihrer in typischer Weise verzögerten Öffnung des Ösophaguseinganges darzustellen und damit die bereits aus der Anamnese erkennbare Verdachtsdiagnose zu sichern. Besteht kein Hinweis auf einen gastroösophagealen Reflux, kann durch die Myotomie der Pars fundiformis des Musc. cricopharyngeus (Killianscher Schleudermuskel) den meist älteren Patienten dauerhaft geholfen werden.

Der chirurgische Eingriff kann in Lokalanästhesie durchgeführt werden und ist der wiederholten Einspritzung (alle 4–6 Monate) von Botulinumtoxin vorzuziehen, die jedoch für diagnostische Zwecke sinnvoll ist.