Endoskopie heute 2005; 18 - V52
DOI: 10.1055/s-2005-864945

Double Duct Sign, Pankreaskopftumor, Kompression der Pfortader: die Anamnese hilft

A Hoffman 1, M Jung 1
  • 1Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie, Kath. Klinikum St. Hildegardiskrankenhaus Mainz

Anamnese:

Eine 24-j. Studentin leidet seit 3 Monaten an abdominellen Beschwerden.

Aufgrund einer Lipaseerhöhung u. erweiterten Duct. Wirsungianus erfolgte die Aufnahme in ein auswärtiges Krankenhaus.

Die dort durchgeführte ERCP zeigte eine filiforme Stenose des Pankreasganges mit Dilatation im Corpus- u. Caudabereich.

Wegen der Rigidität der Stenose gelang keine Steneinlage, so dass bougiert wurde.

Zur weiteren Diagnostik wurde die Patientin in unsere Abteilung verlegt.

Diagnostik: In unserem Oberbauchsonogramm zeigte sich ein erweiterter Duct. Wirsungianus (3,9mm) im Corpus-Caudabereich bei einem vergrößerten Pankreaskopf und einer echoarmen Zone am Proc. Uncinatus, die mit einer ca. 1.5cm großen echoreichen Zone am Duodenum kommunizierte.

Die Magnetresonanztomographie zeigte eine inhomogene Raumforderung in Projektion auf den Pankreaskopf mit double-duct sign und einer Stenose des Konfluenz zur Pfortader.

Die CT-gesteurte Punktion des Befundes am Pankreaskopf zeigte histologisch umschriebene Skleroseareale mit Entzündungsinfiltraten sowie Blutungsresiduen.

Diskussion: Die Veränderungen am Pankreaskopf sind sehr ungewöhlich. Schon im Sonogramm zeigten sich echogene von echoarmen Anteilen durchbrochene Veränderungen ohne noduläre Ausprägung.

In der Kernspintomographie imponierte die Stenose des Duct. Choledochus und des Duct. Wirsungianus im Sinne einer double duct sign mit einer Kompression der V. portae durch Ausweitung des Prozesses nach dorsal.

Die histologischen Aufarbeitung des CT-gesteuerten Punktates zeigte entzündliche Infiltrate mit Blutungsresiduen.

In der nun gezielten Anamnese auf abdominelle Traumen, konnten tatsächlich zwei eruiert werden:

  • kräftiger Ellenbogenschlag ins Epigastrium

  • Übung im Fitnessstudio mit Trauma durch Gewichte

Ein Pankreastrauma kann ein derartiges morphologisches Bild zeigen, das Punktat bestätigte Veränderungen, die mit einem Hämatom gut vereinbar sind.

Auch das klinische Bild mit fehlenden Tumormarkern, mangelnder Cholestase trotz offensichtlicher Einengung des Gallenganges sprechen für eine benigne Genese.

Verlauf: Eine Kontrolle nach 8 Wochen zeigt eine beschwerdefreie Patientin, im Sonogrammund in der Kernspintomograhie zeigte sich eine rückläufige Tendenz der beschriebenen Befunde.

Sollte ein Pankreastrauma die Ursache der dargestellten Veränderungen sei, so sind diese rückbildungsfähig und eine abwartende Haltung ist gerechtfertigt.

Die weiteren Untersuchungen (3 Monate) zeigten eine rückläufige Tendenz der Befunde, so dass sich die Diagnose eines Pankreastraumas mit Kompression und Einengung im Bereich des Pankreaskopfes erhärtet.