Endoskopie heute 2005; 18 - V41
DOI: 10.1055/s-2005-864934

Stellenwert der Gastroskopie zur präoperativen Abklärung von Patienten mit Adipositas permagna

M Korenkov 1, B Käsberger 1, T Junginger 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Hintergrund. Die Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) gehört zu den obligaten präoperativen Untersuchungen bei Patienten mit krankhaftem Übergewicht. Ziel dieser retrospektiven Studie war, der Einfluß der Gastroskopie auf die chirurgischen Strategie in diesem Patientenkollektiv zu evaluieren.

Methode. Die Ergebnisse der präoperativen ÖGD wurden in Zusammenhang mit allgemeinen Patientendaten und dyspeptischen Beschwerden erhoben. Dyspeptische Beschwerden wurden als Sodbrennen, Regurgitation, Aufstoßen, retrosternale Schmerzen, Dysphagie, Odynophagie, Völlegefühl, Übelkeit, Blähungen definiert. Die Änderungen der OP-Planungen in Bezug auf den ÖGD-Befund wurden analysiert.

Ergebnisse: Im Zeitraum von Juli 1997 bis August 2004 wurde bei 196 Patienten mit krankhaftem Übergewicht laparoskopisches Magenbanding oder konventionelle Magenbypass-Chirurgie durchgeführt. Bei 135 Patienten war die ÖGD ohne pathologischen Befund. Diese Patienten hatten keine dyspeptischen Beschwerden. 16 Patienten (8,2%), davon 12 mit dyspeptischen Beschwerden zeigten bei ÖGD verschiedene Auffälligkeiten (bei 6 Patienten Mehrfachnennungen). 7 Patienten (3,6%) hatten eine kleine oder mittlere axiale Hiatushernie; 4 Patienten (2%) hatten Reflux-Ösophagitis I-II° bei 2 Patienten (1%) wurde eine erosive Gastritis und bei einer Patientin (0,5%) ein Ulcus duodeni festgestellt. Bei 8 Patienten fiel die Kontamination mit Helikobakter pylori auf. Die Befunde axiale Hiatushernie oder Refluxösophagitis hatten keinen Einfluss auf die OP-Planung. Wegen der Behandlung einer erosiven Gastritis oder Ulcus duodeni war eine Operation verschoben.

Schlussfolgerungen. Aufgrund dieser Daten sind wir der Meinung, dass eine ÖGD keine obligate präoperative Untersuchung bei Patienten mit krankhaftem Übergewicht ist und sollte nur bei Vorhandensein dyspeptischer Beschwerden durchgeführt werden.