Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2004-835041
Flexible Kontrolle als umfassendes Prinzip in der Adipositasschulung
Das Ziel der Adipositasschulung nach dem Rahmenkonzept der Konsensusgruppe Adipositasschulung ist eine umfassende Änderung des Ess-, Ernährungs- und Bewegungsverhaltens.
Um eine solche Verhaltensänderung zu realisieren muss der Patient sein Verhalten kognitiv kontrollieren. Dabei kann er flexible oder rigide Strategien zur Anwendung bringen. Kennzeichen rigider Kontrollmechanismen sind: strenge und einschneidende Maßnahmen, oft nach dem Alles- oder Nichts- Prinzip („Nie wieder Schokolade“), häufige, aber kurzfristige Diätmaßnahmen.
Kennzeichen flexibler Kontrollmechanismen sind: mäßige, einfache Maßnahmen, aber keine völlige Freigabe. Prinzip der kleinen Schritte (2 Tafeln Schokolade pro Woche sind erlaubt) Gewichtskontrolle als permanente, lebenslange Aufgabe.
In Bezug auf das Essverhalten haben diese beiden Strategien gegensätzliche Effekte: Rigide Kontrolle geht mit einem höheren Body-Mass-Index, einem stärker gestörten Essverhalten und einer schlechteren Gewichtsstabilisierung einher, während flexible Kontrolle mit einer besseren Gewichtsstabilisierung, einem niedrigeren Body-Mass-Index und einem weniger gestörten Essverhalten verbunden ist (Westenhöfer, 1999).
Es erscheint plausibel flexible Strategien zur Veränderung auch anderer Verhaltensweisen in der Patientenschulung zu fördern.. Dieses kann sich z.B. auf das Bewegungsverhalten aber auch auf soziale Verhaltensweisen (z.B. Stressverarbeitungsstrategien, Entspannungstechniken) beziehen. Mithilfe eines geeigneten Selbstbeobachtungsprotokolls lässt sich die Umsetzung flexibler Verhaltensweisen und z.T. auch die Vermeidung rigider Strategien in der Patientenschulung dokumentieren und verstärken. Die Förderung flexibler Verhaltensweisen setzt erhebliche Erfahrung beim Trainer voraus.
Schlussfolgerung: Flexible Strategien zur Veränderung von adipogenen Verhaltensweisen sollten in der Adiositasschulung gezielt gefördert werden.