Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - 1
DOI: 10.1055/s-2004-834956

Hämodynamische und metabolische Wirkungen von Tyramin im abdominalen subkutanen Fettgewebe

F Adams 1, M Boschmann 1, B Brauer 2, S Klaus 2, FC Luft 1, J Jordan 1
  • 1Franz-Volhard Zentrum für Klinische Forschung, Charité, Universitätsmedizin Berlin, Campus Buch, und Helios Klinikum, Berlin, Deutschland
  • 2Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam, Nuthetal, Deutschland

Tyramin bewirkt eine Freisetzung von Noradrenalin aus den Nervenendigungen des sympathischen Nervensystems (SNS). Daher wird Tyramin zur Charakterisierung der Aktivität des SNS eingesetzt. Mittels Mikrodialysetechnik untersuchten wir die periphere Funktion des SNS im abdominalen subkutanen Fettgewebe von 8 Männern (26 Jahre, 22kg/m2) und 8 Frauen (27 Jahre, 21kg/m2).

Eine Mikrodialyse-Sonde wurde in das subkutane abdominale Fettgewebe implantiert und mit Ringer-Lösung + 50 mM Ethanol und 0; 0,35; 3,5; 35; 350 mM Tyramin perfundiert. Die Konzentrationen von Ethanol, Glucose, Lactat und Glycerol wurden in den Dialysaten bestimmt, um Veränderungen in der Gewebeperfusion (Ethanol-Verdünnungstechnik), Glucoseversorgung, Glycolyse und Lipolyse abzuschätzen.

Bei Männern und Frauen führten niedrige Tyraminkonzentrationen zu keinerlei Veränderungen in der Gewebeperfusion, jedoch zu einer erhöhten Glycerolkonzentration im Dialysat (p<0,05). Höhere Tyraminkonzentrationen bewirkten interessanterweise einen signifikanten Anstieg in der Gewebeperfusion (p<0,05). Glucoseversorgung und Lactatproduktion blieben während der adrenergen Stimulation im Vergleich zum Ausgangszustand unverändert.

Bei den Frauen zeigte die Zugabe des alpha-Adrenorezeptorblockers Phentolamin (100µM) keinen Effekt auf die tyramin-stimulierte Gewebeperfusion oder Lipolyse. Bei Zugabe des beta-Adrenorezeptorblockers Propranolol (100 nM) zum Perfusionsmedium kam es zu einer verminderten Stimulation der Lipolyse jedoch zu einer erhöhten Glycolyse im Vergleich zur Kontrollgruppe (p<0,05). Der Anstieg der Gewebeperfusion unter Tyramin blieb unbeeinflusst.

Die Anwort auf steigende interstitielle Tyraminkonzentrationen im weißen Fettgewebe ist biphasisch: niedrige Konzentrationen führen zu einer alleinigen metabolischen, höhere Konzentrationen zu einer zusätzlichen hämodynamischen Antwort. An der metabolischen Antwort sind vermutlich beta-, nicht jedoch alpha-Adrenozeptoren beteiligt.