Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P583
DOI: 10.1055/s-2004-833446

Abciximab bei zerebraler Ischämie jenseits des 6-Stunden-Zeitfensters

U Becker 1, I Dzialowski 1, V Pütz 1, G Gahn 1
  • 1(Dresden)

Hintergrund: Bei zerebraler Ischämie ist im 3-Stunden Zeitfenster die systemische Lyse mit Gewebeplasminogenaktivatoren (rt-PA) die Therapie der Wahl. Im 6-Stunden Zeitfenster ist bei einem Verschluss der Arteria cerebri media (ACM) die lokale Lyse mit pro-Urokinase empfohlen, wahrscheinlich ist auch die systemische Gabe von rt-PA oder Abciximab wirksam. Jenseits dieser 6 Stunden ist die optimale Therapie derzeit unklar.

Methoden: Seit Mai 2002 behandelten wir 15 ausgewählte Patienten im individuellen Heilversuch jenseits des 6-Stunden Zeitfensters mit Abciximab i.v. (0.25mg/kg als Bolus, gefolgt von 0.125 ug/kg/min als Perfusion über 12 Stunden). Bei allen Patienten wurde der neurologische Status bei Aufnahme und bei Entlassung mit der National Institute of Health Stroke Scale (NIHSS) ermittelt. Eine kraniale Computertomographie (CCT) wurde bei Aufnahme und an Tag 1 durchgeführt. Zusätzlich wurde bei Aufnahme der intrakranielle Gefäßtatus CCT-angiografisch oder mit transkranieller farbkodierter Duplexsonographie (TCCD) erfasst. Bei Patienten mit initialem ACM-Verschluss wurde dieser 12–24h nach Lyse mit TCCD nachuntersucht.

Ergebnisse: Die mittlere Lysezeitpunkt lag bei 9,4 Stunden (6–24) nach Symptombeginn. Bei 10 Patienten war ein Verschluss der ACM nachweisbar, wovon einer progrediente Symptome hatte. Bei 5 Patienten mit progressiver Symptomatik war kein Gefäßverschluss nachweisbar. Die Patienten verbesserten sich auf der NIHSS von durchschnittlich 8,6 (3–18) auf 2,5 (0–9). Bei den 10 Patienten mit ACM-Verschluss wurde eine Rekanalisation des Gefäßes in 8 Fällen erreicht. Die Patienten mit progredienter neurologischer Symptomatik verbesserten sich auf der NIHSS von 7,0 (4–11) auf 2 (0–7). Es gab keine symptomatischen Blutungen, mit der CT wurden 3 asymptomatische hämorrhagische Transformationen sowie 1 asymptomatische Einblutung erfasst.

Schlussfolgerung: In ausgewählten Patienten war die Therapie mit Abciximab eine sichere Therapieoption außerhalb des 6-Stunden Zeitfensters. Alle Patienten verbesserten neurologisch, jedoch ist die Wirksamkeit nicht bewiesen und die Auswahl geeigneter Patienten noch ungeklärt. Weitere Untersuchungen diesbezüglich sind nötig.