Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P572
DOI: 10.1055/s-2004-833435

Korrelation von quantitativer sensorischer Testung und Dichte intraepidermaler Nervenfasern bei schmerzhaften Neuropathien

IC Bötefür 1, M Munz 1, C Magerkurth 1, S Braune 1
  • 1(Freiburg, Prien)

Für die Diagnostik schmerzhafter Neuropathien sind zuverlässige, standardisierte und validierte Untersuchungsabläufe mit möglichst einfacher Anwendbarkeit und geringen Kosten erforderlich. Es wurden 50 Patienten mit schmerzhafter Neuropathie (SN) mit einem ausführlichen Fragenkatalog, quantitativer sensorischer Testung (QST) und Hautbiopsie zur Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaserdichte (IENF) untersucht und mit einem Normkollektiv verglichen.

Der Fragenkatalog setzt sich aus in der Literatur gängigen Skalen zusammen. Die QST beinhaltet die Bestimmung der taktilen Detektionsschwelle, mechanischen Schmerzschwelle, Schwellen der Temperatur- und Temperaturschmerzwahrnehmung, Zweipunktediskrimination und des Vibrationsempfinden. Tränenförmige Hautbiopsate von 10×5mm wurden 15cm proximal des Malleolus medialis entnommen. 50µm dünne Schnitte wurden immunhistochemisch mit Antikörpern gegen Ubiquitin, Protein Gene Produkt 9,5 und Neurofilament markiert und die Dichte der intraepidermaler Nervenendigungen an jeweils mindestens fünf Schnittebenen lichtmikroskopisch ausgezählt.

Die QST zeigte bei nahezu allen Patienten typische Defizite, mit Betonung an den distalen unteren Extremitäten. Die histopathologischen Befunden zeigen bei licht- und elektronenmikroskopischer Betrachtung eine Rarefizierung der IENF sowie axonale Schädigungen und eine Mikroangiopathie. Die Rarefizierung der IENF korrelierte etwa bei einem Viertel der Patienten nicht mit den gemessenen Ausfällen; die Nervenfaserendigungen dieser Patienten weisen vor allem ödematöse Veränderungen auf.

Die histopathologische Untersuchung von Hautbiopsaten erlaubt eine Darstellung und Quantifizierung der intraepidermalen Nervenfasern sowie in den meisten Fällen eine Korrelation zum Schweregrad der SN. Die ödematösen Veränderungen der IENF sind möglicherweise ein Predigtor für einen Axonverlust und somit als frühes Zeichen einer sensiblen Neuropathie bei Patienten mit persistierenden schmerzhaften Missempfindungen im Bereich der distalen Extremitäten zu werten. Hautbiopsate im zeitlichen Verlauf sind zur Beurteilung dieser Hypothese notwendig.

Durch eine systematische klinische und histopathologische Untersuchung von insgesamt 100 Patienten mit einer SN bei unterschiedlichen Erkrankungen (Diabetes mellitus, Alkoholgenuss, HIV, GBS und idiopathischer Genese) soll ein besseres Verständnis schmerzhafter Neuropathien erarbeitet werden.

Gefördert vom BMBF-Projekt „Neuropathischer Schmerz“.