Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P550
DOI: 10.1055/s-2004-833413

Zunahme von Läsionen einer Neurozystizerkose nach antiparasitärer Therapie?

P Pöschl 1, A Janzen 1, G Schuierer 1, U Bogdahn 1, J Winkler 1, A Steinbrecher 1
  • 1(Regensburg)

Die Neurozystizerkose (NZ) ist weltweit mit 50 Millionen Betroffenen die häufigste parasitäre ZNS Erkrankung. Im Rahmen der zunehmenden Migration treten immer mehr Fälle außerhalb von Endemiegebieten auf. Der Nutzen einer antiparasitären und einer begleitenden antiinflammatorischen Therapie für die NZ wird kontrovers diskutiert. Fallbericht: Eine 43jährige Vietnamesin stellte sich mit intermittierend auftretenden Hypästhesien der rechten Hand vor. Computer– bzw. kernspintomographisch (MRT) zeigten sich sieben zystische und etwa 15 verkalkte intrazerebrale Läsionen ohne Kontrastmittelaufnahme. Serologisch bestätigte sich die Verdachtsdiagnose einer NZ. Die Patientin wurde mit Albendazol, Dexamethason und Clobazam komplikationslos über zehn Tage behandelt. Zehn Tage später stellte sie sich erneut mit starken Kopfschmerzen vor. In der MRT zeigten sich die zuvor beschriebenen zystischen Läsionen, jetzt mit Kontrastmittelaufnahme und Ödem, sowie zehn weitere gleichartige Läsionen. Retrospektiv konnten alle scheinbar neuen Läsionen vorbestehenden Verkalkungen oder kleinen Zysten zugeordnet werden. Wir stellen MRT Verlaufsdaten bis sechs Monate nach Behandlung vor.

Diskussion: Die adjuvante Steroidgabe im Rahmen einer antiparasitären Therapie verhindert nicht zuverlässig das Auftreten nachfolgender heftiger entzündlicher Reaktionen mit raumfordernder Wirkung. Diese immunologische Reaktion im Rahmen der antiparasitären Therapie kann auch verkalkte Läsionen betreffen, die bereits abgestorbene Parasiten enthalten.