Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P527
DOI: 10.1055/s-2004-833391

Was erwarten Patienten von der Neurorehabilitation – Ergebnisse von über 100 Interviews in einer frühen Phase der Rehabilitation

V Völzke 1, W Ischebeck 1
  • 1(Hattingen)

Fragestellung: Die individuellen Ziele der Patienten und Erwartungen an die Therapie bestimmen in hohem Maße den Therapieverlauf und die Ergebniszufriedenheit. Hinsichtlich der konkreten Ziele der Betroffenen bestehen kaum konkrete klinische Informationen.

Methoden: Eine Stichprobe von über 100 „interviewbaren“ Patienten (SHT, SAB, ICB, Infarkte, Tumore) wurde zu Beginn des Rehabilitationsprozesses hinsichtlich der subjektiven Beschwerden und hinsichtlich der individuellen Ziele interviewt. Die Ergebnisse wurden mit bestehenden somatischen, affektiven und kognitiven Untersuchungsdaten verglichen. Die Stichprobe wurde unter anderem hinsichtlich des Einflusses des Alters auf die Erwartungen ausgewertet.

Ergebnisse: In allen Altersgruppen fand sich bei allen in der Mobilität eingeschränkten Patienten vorrangig das Ziel des „Laufens“. Allgemein wurden „Autonomie“ und „Selbständigkeit“ angestrebt. Patienten mit einer leichtgradigen Aphasie artikulierten den Wunsch nach einer verbesserten Kommunikation. Am Ende der Behandlung bewerteten die Patienten die Zeit der „Abhängigkeit“ als belastenste Phase im Rehabilitationsprozess.

Schlussfolgerungen: Bei der Planung und Umsetzung der Rehabilitation sind die individuellen Ziele des Betroffenen zu erfragen, hinsichtlich des Realitätsgrades (Awareness) zu überprüfen und ggf. im Verlauf zu modifizieren. Therapeutische Maßnahmen sollten auf eine verbesserte Autonomie der Patienten ausgerichtet werden. Insbesondere im Bereich der neuropsychologischen Therapieansätze sind die im Schwerpunkt somatisch ausgerichteten Ziele zu berücksichtigen.