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DOI: 10.1055/s-2004-833387
Ketamin/Xylazin-Narkosen nach fokaler zerebraler Ischämie an der Ratte: Atemdepression, Dosisanpassung und Management von Komplikationen
Fragestellung: Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie sind ein probates Verfahren zur Outcome-Evaluierung nach experimenteller Okklusion der A. cerebri media (MCAO) an Ratten. Damit die Tiere die Untersuchung bewegungslos tolerieren, ist hierfür eine Allgemeinnarkose notwendig. Ein häufig verwendetes Anästhesieregime ist die Applikation einer Kombination aus Ketamin und Xylazin.
Methoden: Wir werteten retrospektiv 269 Ketamin/Xylazin-Narkosen an 110 Ratten nach MCAO mittels Fadenokklusion bezüglich der notwendigen Dosis und der Häufigkeit schwerer Atemdepressionen aus. Von einer Mischung aus 550µl Ketamin 10% und 250µl Xylazin 2% wurde die entsprechende Dosis zu 1/4 bis 1/3 intraperitoneal (i.p.) und der Rest subkutan (s.c.) appliziert. Die Dosis wurde anhand des klinischen Zustands des Tieres abgeschätzt; bei unzureichender Anästhesietiefe wurde die Narkosemischung s.c. nachinjiziert.
Ergebnisse: Die benötigte Dosis war abhängig von folgenden Faktoren: MCAO- oder sham-operiert, Gewichtsentwicklung und zeitlicher Abstand zur Operation (Tab. 1). In 9 Fällen (3,3%) kam es nach Injektion zum Atemstillstand der zum Tode führte, sofern er nicht durch kontrollierte Beatmung überbrückt wurde. Diese Tiere erhielten tendenziell eine höhere Dosis als das restliche Kollektiv (Mittelwert±Standardfehler: 1,66±0,11 vs. 1,46±0,02µl/kg, p=0,066)
Schlussfolgerung: Zur Anästhesie von Ratten nach experimenteller fokaler zerebraler Ischämie ist eine geringere Dosis Ketamin/Xylazin notwendig, als bei gesunden Tieren. Die Dosis ist um so niedriger zu wählen, je größer der Gewichtsverlust und je kürzer der zeitliche Abstand zur Operation ist. Zur Abwendung von Todesfällen durch Apnoe nach Narkoseeinleitung ist folgender Algorithmus zu empfehlen: Vor Narkoseeinleitung sind eine gründliche Präoxygenierung und die Bereitstellung des Intubationszubehörs sicherzustellen. Bei Apnoe nach Injektion wird eine Kommandoatmung durch kräftiges Anpusten unter Sauerstoffinsufflation durchgeführt. Falls hierdurch keine Atembewegungen provozierbar sind ist die rasche endotracheale Intubation und kontrollierte Beatmung angezeigt. Die Beatmung kann durchgeführt werden, bis sich Spontanatmung einstellt (nach ca. 30 Minuten). Alternativ kann die Xylazinwirkung mit Atipamezol (Antisedan) antagonisiert werden (je 0,05mg/kg in 5-minütigen Abstanden i.p., bis sich Spontanatmung einstellt).
Faktor |
Fallzahl |
Dosis [µl/kg]] |
SEM |
Dosis Ketamin/Xylazin [mg/kg] |
P |
MCAO Sham |
232 37 |
14,4 16,4 |
±0,2 ±0,4 |
86,4/5,8 98,4/6,6 |
<0,001 |
Gewichtsabnahme keine Abnahme |
199 70 |
13,9 16,9 |
±0,2 ±0,2 |
83,4/5,6 101,4/6,8 |
<0,001 |
Zeitpunkt nach OP |
|
|
|
|
|
Tag 1–2 Tag 3–10 > Tag 10 |
149 95 25 |
13,4 15,8 18,0 |
±0,3 ±0,3 ±0,4 |
80,4/5,4 94,8/6,3 108,0/7,2 |
je ≤0,002 |
Tab. 1: Notwendige Dosis von Ketamin/Xylazin in Abhängigkeit bestimmter Faktoren (Mittelwerte±Standardfehler (SEM)).