Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P469
DOI: 10.1055/s-2004-833330

Multiphasische disseminierte Encephalomyelitis mit MR-spektroskopischem Befund eines Astrozytoms Grad II

M Dafotakis 1, A Dieckhöfer 1, J Noth 1, C Schlangen 1, W Möller-Hartmann 1
  • 1(Aachen)

Wir berichten über eine 22 jährige Patientin mit einer im November 2002 subakut aufgetretenen Gesichtsfeldeinschränkung nach links unten. Im CCT und cMRT einschließlich Spektroskopie ergab sich der V.a. ein niedergradiges Gliom (am ehesten Astrozytom) mit einer Ausdehnung von 25×15mm rechts parietooccipital. Der Liquor inklusiver oligoklonaler Banden war unauffällig. In der Kontrolluntersuchung 3 Monate später war die Patientin klinisch-neurologisch unauffällig und es zeigte sich kernspintomographisch eine deutlich größenregrediente Läsion mit dem spektrokopischen Befund einer reaktiven astrozytären Gliose.

Im August 2003 trat wiederum subakut eine expressive Sprachstörung mit brachiofazial betonter Hemiparese rechts auf. Auch diesmal zeigte sich in der cranialen kernspintomographischen Bildgebung eine 10×5mm große, im frontalen Marklager gelegene Läsion, die wiederum dem spektroskopischen Befund (Cholinpeak, Laktatpeak bei erniedrigtem NAA) eines Astrozytoms entsprach. Aufgrund der Vorgeschichte wurde eine intravenöse Hochdosistherapie mit Cortison durchgeführt, worunter die Symptome bis auf eine leichtgradige Feinmotorikstörung der rechten Hand komplett rücklaufig waren. Wie beim ersten Ereignis waren Liquor, ein ausgedehntes Vaskulitis-Labor sowie die Elektrophysiologie (TKMS, SEP, VEP, AEP) unauffällig, sodass wir bei der jungen Patientin die Diagnose einer Multiphasischen disseminierten Encephalomyelitis (MDEM) stellten.

Diese Falldarstellung zeigt eindrücklich, wie schwierig sich in der Akutphase eines rasch demyelinisierenden Prozesses die Interpretation eines spektroskopischen Befundes gestaltet. Die Reproduzierbarkeit des spektrokopischen Ergebnisses in ein und derselben Person im Rahmen einer MDEM ist derzeit in der Literatur nicht beschrieben.