Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P462
DOI: 10.1055/s-2004-833323

Th2-Zytokinexpression bei MS-Patienten: IL-4 und IL-10-Expression korreliert mit Progression der Erkrankung

G Foerster 1, K Retzlaff 1, S Mannes-Keil 1, H Buch 1, J Kraus 1, M Kaps 1, P Oschmann 1
  • 1(Gießen, Münster)

Einleitung: Imbalancen der Th1-/Th2-Zytokinexpression sind ein bekanntes Geschehen im Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose. Die vorliegende Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen der Krankheitsaktivität von MS-Patienten (EDSS, Schubauftreten, Krankheitsdauer, Progressionsindex) und dem immunologischen Profil. Zur Erstellung des immunologischen Profils wurden die pathogenetisch wichtigen Parameter IL4, IL10, IFNg, IL4R und IFNgR ausgewählt und ihre Expression mithilfe der Durchflusszytometrie ermittelt. Der IFNgR wurde in diesem Zusammenhang zum ersten Mal untersucht .

Material und Methoden: Wir haben eine prospektive, nicht-randomisierte Studie mit 58 MS-Patienten (weiblich=40; männlich=18; Alter: 38.2±11.2 Jahre) durchgeführt. Die Messung der intrazellulären Zytokin- und der membranständigen Zytokinrezeptoren-expression erfolgte mittels Durchflusszytometrie an Leukozytenpopulationen des peripheren Blutes. Die Auswertung der durchflusszytometrischen Ergebnisse wurde qualitativ (prozentuale Auswertung der intrazellulären Zytokinexpression von CD3+Zellpopulationen) und quantitativ (Erhebung der relativen Fluoreszenzintensität bei den membranständigen Zytokinrezeptoren) anhand sich in anderen Studien bewährter Methoden (Petereit et al., 2000, Kraus et al., 2000) vorgenommen.

Ergebnisse: Ein Einfluss des Alters oder Geschlechts auf die Expression der untersuchten immunologischen Parameter konnte statistisch ausgeschlossen werden. Der Progressionsindex (definiert als EDSS-Score/Erkrankungsdauer) korrelierte negativ mit der Anzahl der IL-4-positiven-CD3+Zellen (r=-0.29; p<0.03), der Anzahl der IL-10-positiven-CD3+Zellen (r=-0.26; p<0.05) und der IL-10-positiven-CD3+CD8+Zellen (r=-0.27; p<0.05). Die Betrachtung der weiteren klinischen Parameter zeigte, dass die untersuchten Zytokine bzw. Zytokinrezeptoren unabhängig von der Krankheitsdauer, der Anzahl der in den letzten 24 Monaten auftretenden Schübe und des erhobenen EDSS-Scores exprimiert wurden.

Schlussfolgerung: Erstmalig konnte eine negative Korrelation zwischen dem Progressionsindex und der durchflusszytometrisch gemessenenen IL-4- und IL-10-Expression gezeigt werden. Diese in der vorliegenden Studie beobachtete negative Korrelation zwischen Krankheitsprogression und Th2-Zytokinexpression bestätigt die Untersuchungen von Petereit et al. (2000), welche bei MS-Patienten eine positive Korrelation zwischen Behinderungsgrad und dem proinflammatorischen Zytokin IFN-g demonstrieren konnten.