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DOI: 10.1055/s-2004-833303
Regionale zerebrale Atrophie bei Morbus Huntington: In vivo-Untersuchungen mit Voxel-basierter 3D-MRT-Analyse
Beim Morbus Huntington (MH) entwickeln sich, kognitive Einschränkungen und Verhaltensauffälligkeiten infolge einer fortschreitenden zerebralen Neurodegeneration. In 3D-MRT-Studien wurden an MH-Patienten das Ausmaß der regionalen und globalen zerebralen Atrophie in vivo untersucht und die Korrelation mit dem klinischen Phänotyps bestimmt.
Von 44 Patienten mit genetisch gesicherter MH (45±11 Jahre, klinische Stadien I-II) wurden 3D-MRT-Datensätze (MP-RAGE, 1,5 T) akquiriert. Die Datenanalyse erfolgte mittels SPM und Voxel-basierter Morphometrie (VBM) im Vergleich zu alters- und geschlechtsgleicher Kontrollen. Es erfolgten zusätzliche Subgruppenanalysen der motorisch und kognitiv am schwersten betroffenen Patienten. Darüber hinaus wurde als Kontrolle ein zweites, unabhängiges MH-Kollektiv (N=26) mit VBM analysiert. In einem zweiten Ansatz wurde eine VBM-Analyse der 44 Patienten zur Kovarianz der regionalen Veränderungen mit Exekutivleistungen in zeitgebundenen psychomotorischen Tests durchgeführt. Zudem wurde die globale Hirnatrophie mit standardisierter Brain Parenchymal Fraction (BPF)-Technik berechnet.
VBM erbrachte signifikante Dichteminderungen der Grauen Substanz (p<0,001, korrigiert) im Bereich der Nuclei caudati und Putamina bei nur geringen extrastriatalen Veränderungen; die striatale Topographie bildete hierbei einen dorso-ventralen Gradienten ab. Die schwerer betroffenen Patienten zeigten hinsichtlich räumlicher Ausbreitung und Robustheit deutlich stärker ausgeprägte Veränderungen. In der Kontrollstudie an 26 Patienten konnte dieses Ergebnismuster reproduziert werden. Die Kovarianzanalyse mit exekutiven Funktionen zeigte neben der beschriebenen striatalen Atrophie auch signifikante Veränderungen in thalamischen Nuklei als Zeichen einer zweiten funktionell relevanten Läsion. Die BPF war bei MH zwar deutlich vermindert im Vergleich zu gleichaltrigen Kontrollen, jedoch bestand keine Korrelation zu klinischen Parametern.
Die charakteristische regionale Degeneration bei MH mit ausgeprägten striatalen Veränderungen konnte mittels VBM in vivo abgebildet werden. Das Ausmaß der klinischen Defizite scheint entscheidend von der regionalen (striatalen) und nicht der globalen zerebralen Atrophie abhängig zu sein, wobei sich hinsichtlich der kognitiven MH-Symptome durch die Thalamusbeteilung eine zweifache Schädigung der kortiko-basalganglio-thalamo-kortikalen Schleifen als relevant darstellen ließ.