Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P412
DOI: 10.1055/s-2004-833274

Die Gendosis-Untersuchung als ergänzende Methodik der Mutationsanalyse bei familiärer Dopa-responsiver Dystonie (DYT5a)

J Hagenah 1, K Hedrich 1, K Kabakci 1, K Habermann 1, K Mohrmann 1, D Raymond 1, K Wiegers 1, T Nygaard 1, LJ Ozelius 1, SB Bressman 1, R Saunders-Pullmann 1, C Klein 1
  • 1(Lübeck; New York, USA)

Einleitung: Die Dopa-responsive Dystonie (DRD) ist eine erbliche Bewegungsstörung. Der Erbgang ist fast immer autosomal-dominant. Nach bisherigem Kenntnisstand wird die Erkrankung bei 50 bis 60% der Patienten durch Mutationen im Gen für die GTP-Cyclohydrolase-I (GCHI) verursacht. Dabei wurden allerdings immer nur Sequenzveränderungen systematisch untersucht. Vor kurzem konnten heterozygote Exon-Deletionen bei einer DRD-Familie mittels Southern Blot-Analyse und bei zwei von vier untersuchten Familien mittels quantitativer PCR gefunden werden. In der jetzigen Untersuchung wurde erstmals an einem großen Kollektiv die Mutationshäufigkeit einschließlich Gendosis-Veränderungen (Deletionen oder Duplikationen ganzer Exons) im GCHI-Gen durch eine konventionelle Sequenzierung sowie eine quantitative Duplex-PCR-Analyse (LightCycler) bestimmt.

Methodik: Es wurden 39 Patienten mit einer klinisch typischen DRD und 40 klinisch nicht betroffene Familienmitglieder aus insgesamt 26 multiethnischen Familien eingeschlossen. Alle Betroffenen und vorhandenen gesunden Familienmitglieder wurden durch einen von insgesamt zwei Experten für Bewegungsstörungen klinisch untersucht. Die Index-Patienten hatten ein mittleres Erkrankungsalter von 6,9±3,5 Jahren. Zur Mutationsdetektion wurden alle sechs Exons des GCHI-Gens sowohl sequenziert als auch einer Gendosis-Bestimmung unterzogen.

Ergebnisse: Bei 81% der Familien (21/26) wurde eine Mutation nachgewiesen, darunter zwei große heterozygote Exon-Deletionen. Eine heterozygote Deletion umfasste alle sechs Exons und kann durch Souther-Blot-Analyse nicht detektiert werden. Insgesamt waren 31 klinisch betroffene und 11 nicht betroffene Familienmitglieder Mutationsträger. Sechszehn der krankheitsassoziierten Veränderungen waren vorher noch nicht beschrieben worden.

Schlussfolgerungen: Im Vergleich zu den Voruntersuchungen fanden wir eine deutlich höhere Mutationsrate, begründet durch strengere Einschlusskriterien und eine ausführlichere Mutationsanalyse. Der Befund von mehreren Exon-Deletionen im GCHI-Gen unterstreicht die Relevanz einer Gendosis-Untersuchung auch bei diesem Krankheitsbild.