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DOI: 10.1055/s-2004-833225
Korrelation ipsilateral erhöhter bewegungsbezogener Potentiale mit reduziertem funktionellen Outcome nach kontralateralem MCA-Infarkt
Das bewegungsbezogene Potential ist ein mit selbstinitiierten Bewegungen assoziiertes EEG-Maß. Es besteht aus dem frühen präparatorischen Bereitschaftspotential (BP), der darauf folgenden ‘negative slope' (NS), sowie dem zum Bewegungsbeginn einsetzenden Motorpotential (MP). Bei gesunden Probanden sind sowohl NS als auch MP zur kontralateral zur Bewegung gelegenen Hemisphäre lateralisiert. Hemiparesen dagegen führen zu einer eher bilateralen Potentialverteilung.
Ziel der Studie war es, die funktionelle Bedeutung der ipsilateral erhöhten Aktivität für das Outcome einer Patientengruppe mit residueller Hemiparese nach Infarkt im Versorgungsgebiet der A. cerebri media zu untersuchen.
Von zwölf Patienten in der Spätphase nach kortikalem Infarkt der linken A. cerebri media (mindestens 52 Wochen nach dem Ereignis) sowie einer gesunden Kontrollgruppe wurde ein 30-Kanal-EEG abgeleitet. Das Paradigma bestand aus selbstinitiierten Abduktionen des rechten Zeigefingers. Es wurden Flächenmaße der Subkomponenten des bewegungsbezogenen Potentials sowie Differenzkurven der von C3 und C4 registrierten Potentiale (lateralisierter Potentialanteil, LP) berechnet. Klinisch wurden die motorischen Defizite an Hand der Paresegrade (MRC) quantifiziert.
In der Patientengruppe zeigte sich eine signifikant erniedrigte NS über der geschädigten Hemisphäre. Ferner wurde eine signifikante Verminderung des LPs gefunden, was auf eine erhöhte Aktivierung der rechten Hemisphäre zurückgeführt werden kann. In der Patientengruppe wurde eine signifikante Korrelation zwischen dem MP über dem ipsilateralen prä- und sensorimotorischen Kortex und dem Ausmaß des motorischen Defizits festgestellt, d.h. eine ausgeprägtere Parese korrelierte mit größerer ipsikortikaler Hirnaktivität.
Die motorischen Defizite in der Patientengruppe sind mit einer reduzierten NS-Komponente über der geschädigten Hemisphäre vergesellschaftet. Die erhöhte Aktivierung der nicht infarzierten Hemisphäre während der Bewegungsausführung weist auf eine funktionelle Reorganisation unter verstärkter Einbeziehung der zur Bewegung ipsilateralen Hemisphäre hin. Diese erhöhte ipsilaterale Aktivität korrelierte mit einem reduzierten motorischen Outcome. Die Ergebnisse ergänzen Befunde der transkraniellen Magnetstimulation, die eine Assoziation ipsilateral ausgelöster Handmuskelkontraktionen mit schlechter Erholung der motorischen Funktionsdefizite nachweisen konnten.