Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P340
DOI: 10.1055/s-2004-833202

Der Eiswassertest zeigt eine linkshemisphärische Kontrolle parasympathischer autonomer Modulation bei Patienten mit lakunären Hirninfarkten

M Dütsch 1, M Burger 1, C Dörfler 1, B Neundörfer 1, M Hilz 1
  • 1(Erlangen)

Einleitung: Kardiovaskuläre autonome Störungen sind bei ischämischen Hirninfarkten wiederholt beschrieben. Dabei gibt es unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich eines Hemisphärenunterschiedes der kardiovaskulären autonomen Kontrolle.

Fragestellung: Lässt sich bei lakunären Hirninfarkten mittels Eiswassertest ein Hemisphärenunterschied der kardiovaskulären autonomen Kontrolle feststellen?

Methodik: Bei 27 Patienten mit lakunären Hirninfarkten (14 rechts, 13 links, Alter 43–67 Jahre) und 24 alters- und geschlechtsentsprechenden Kontrollen wurde ein ein-minütiger Eiswassertest durchgeführt. Dabei wurden kontinuierlich EKG und mittlerer Blutdruck (Colin Pilot) aufgezeichnet und 10 Sekunden-Intervalle der Biosignale berechnet.

Ergebnisse: Die Ruhewerte von Herzfrequenz (HF) und Blutdruck (BD) unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Kontrollpersonen (HF: 63,1±6,2 bpm; BD: 93,1±5,8mmHg), den Patienten mit linksseitigen (HF: 67,4±4,2 bpm; BD: 101,4±8,3mmHg) oder rechtsseitigen Hirninfarkten (HF: 63,3±6,7 bpm; BD: 99,6±8,4mmHg; p>0,05). Nach 10 Sekunden Eiswassertest zeigte sich bei den Patienten mit rechtshirnigen Infarkten eine deutliche Bradykardie (39,9±5,4 bpm), während bei den Patienten mit linkshirnigen Infarkten und den Kontrollpersonen keine signifikante Herzfrequenzänderung eintrat. Nach 10 Sekunden Eiswassertest fand sich bei den Patienten mit rechtsseitigen Hirninfarkten nur ein diskreter Abfall des Blutdrucks (90,1±6,7mmHg), während bei den Patienten mit linksseitigen Hirninfarkten (77,04±7,2mmHg) und den Kontrollpersonen (72,7±4,3mmHg) ein signifikanter Blutdruckabfall eintrat (p<0,05). Im Verlauf des Eiswassertests kam es in allen drei Gruppen zu einem signifikanten Herzfrequenz- und Blutdruckanstieg im Vergleich zur Ruhephase (p<0,05).

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit rechtsseitigen Hirninfarkten zeigt sich in der Anfangsphase des Eiswassertests eine überschießende parasympathische kardiale Aktivität. Der im Vergleich zu den Kontrollpersonen und den Patienten mit linkshirnigen Infarkten geringer ausgeprägte Blutdruckabfall könnte Baroreflex-bedingt sein. Der Eiswassertest weist auf eine parasympathische Kontrolle kardialer autonomer Modulation durch die linke Hemisphäre hin.