Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P315
DOI: 10.1055/s-2004-833177

Einseitige interarkuäre Fensterung anstelle von Laminektomie oder Hemilaminektomie bei spinalen Tumoren

D Koch 1, T Teßmer 1, S Boor 1, W Wagner 1, A Perneczky 1
  • 1(Mainz)

Fragestellung: Bei der Exstirpation intraspinaler Raumforderungen wird der Wirbelkanal traditionell über eine Laminektomie, Hemilaminektomie oder Laminotomie eröffnet. Dies kann jedoch – insbesondere bei langstreckigen Laminektomien – eine Wirbelsäulendeformierung zur Folge haben. Im Kontext der 'minimal invasiven therapeutischen Konzepte' sind neurochirurgische Operationstechniken, die die knöchernen spinalen Strukturen weitestgehend bewahren und trotzdem einen effektiven Zugang zum Intraspinalraum schaffen, wünschenswert.

Methoden: Bei der interarkuären Fensterung werden das Ligamentum flavum sowie Teile der angrenzenden Bögen in einer oder mehreren Höhen entfernt. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die interarkuäre Fensterung als eine operative Möglichkeit zu beschreiben, intra- und extradurale sowie intramedulläre Läsionen zu erreichen, das Myelon zu entlasten und Tumore zu entfernen. Die Auswertung erfolgte unter besonderer Beachtung der technischen Aspekte, Indikationsstellung sowie perioperativen Komplikationen.

Ergebnisse: Zwischen Januar 1996 und Dezember 2003 wurden bei 286 Patienten intraspinale Tumoren über dorsale Zugangswege operiert. Bei 148 Patienten wurde eine Laminekomie, bei 76 Patienten eine Hemilaminektomie, bei 47 Patienten eine interarkuäre Fensterung und bei 15 Patienten eine Kombination der verschiedenen Zugänge durchgeführt. Das Alter der 47 Patienten, die über eine interarkuäre Fensterung operiert wurden, lag zwischen 9 und 85 Jahren (Median 45 Jahre). Die histologischen Diagnosen entsprachen 19 Neurinomen, 6 Meningeomen, 6 Ependymomen, 5 Zysten, 3 Neurofibrosarkomen, 2 Metastasen, 2 Abszessen und 4 seltenen Tumorentitäten. Interarkuäre Fensterungen wurden im Bereich der gesamten Wirbelsäule durchgeführt und jeweils zwischen einer und 5 Höhen gefenstert. Bei einem Patienten mit einem ausgedehnten Ependymom erfolgten interarkuäre Fensterungen über 16 Höhen. Bei keinem der Patienten wurde eine postoperative Wirbelsäulendeformität beobachtet.

Zusammenfassung: Die interarkuäre Fensterung ist eine sichere und effektive minimal invasive Operationstechnik zur Behandlung von ausgewählten, auch intraduralen und sich über mehrere Höhen erstreckenden, intraspinalen Raumforderungen. Postoperative Wirbelsäulendeformitäten wurden bislang auch Jahre nach dem Eingriff nicht beobachtet.