Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P297
DOI: 10.1055/s-2004-833160

Kann das fMRI etwas zur Prognose der motorischen Restitution nach Schädel-Hirn-Trauma beitragen?

M Lotze 1, W Grodd 1, F Rodden 1, E Gut 1, PW Schönle 1, LG Cohen 1
  • 1(Tübingen, Konstanz; Bethesda, USA)

Wir untersuchten 42 Patienten nach schwerem und mittelschwerem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) bei einer repetitiven Faustschlussaufgabe mit funktioneller Kernspintomographie (fMRI). Die Patienten wurden im Rahmen einer stationären Rehabilitationsbehandlung in die Studie eingeschlossen; 8 Patienten mussten wegen Bewegungsartefakten ausgeschlossen werden. Im Vergleich zu Gesunden zeigten die 34 verbliebenen Patienten eine Verminderung der BOLD-Antwort (blood oxygenation level dependent effect) im kontralateralen primär sensomotorischen Kortex (cSM1), dem kontralateralen prämotorischen Kortex (cPMC) und im supplementär motorischen Areal (SMA). In dieser Querschnitterhebung korrelierte die klinische Symptomatik (Paresegrad und Adams Skala) mit der Intensität des BOLD-Effektes in cSM1 und der SMA negativ.

Bei einer Folgeuntersuchung von 14 dieser Patienten – nachdem genügend Zeit für eine eventuelle Restitution der unilateralen Symptomatik verstrichen war (etwa 10 Monate) – zeigten die Hälfte der Patienten dennoch keine oder nur geringe Verbesserung der Parese. Diese Patienten wiesen bereits in der Erstuntersuchung eine besonders niedrige BOLD-Intensität im cSM1 bei der Bewegung der weniger und stärker beeinträchtigten Hand auf. Diese signifikante Verminderung gegenüber den Gesunden blieb kontralateral zur beeinträchtigten Hand bei der Folgeuntersuchung bestehen. Signifikante Unterschiede in anderen klinischen und demographischen Parametern zwischen Patienten und der Kontrollgruppe waren nicht nachweisbar. Der prognostische Effekt lässt sich bisher nur in einer Gruppe von Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe nachweisen. Zudem sind wegen der häufigen neuropsychologischen Defizite isolierte motorische Untersuchungen von fraglicher Aussagekraft für die meisten SHT-Patienten. Dennoch könnte die Erhebung der rekrutierbaren Ressourcen zur motorischen Reorganisation einen zusätzlichen Hinweis auf die Prognose der Patienten bieten – wenn auch mit hohem technischen Aufwand.