Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P283
DOI: 10.1055/s-2004-833146

Aufgaben der neurologischen Rehabilitation in der Nachbehandlung von Parkinson-Patienten mit Tiefer Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus

N Allert 1, P Nolte 1, C Dohle 1, H Karbe 1
  • 1(Bonn)

Die Tiefe Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus (STN) hat sich zur Behandlung der Langzeitkomplikationen einer L-Dopa-Behandlung bei Parkinson-Patienten bewährt. Der Operationserfolg hängt einerseits von einer präzisen Elektrodenlokalisation ab, andererseits von der Programmierung optimaler Stimulationsparameter und der Anpassung der Begleitmedikation. Für die Programmierung ist Erfahrung sowohl mit den akuten als auch chronischen Stimulationswirkungen erforderlich, da es in der Einstellungsphase zu dynamischen Veränderungen sowohl motorischer als auch nicht-motorischer Symptome kommt. In den meisten Behandlungszentren findet die postoperative Ersteinstellung der Stimulation im akutstationären Krankenhausrahmen statt. Häufig werden jedoch wegen des langsamen Stabilisierungsprozess nachfolgend rehabilitative Maßnahmen eingeleitet. Die vorliegende Arbeit untersucht den spezifischen Behandlungsbedarf von Parkinson-Patienten mit bilateraler STN-Stimulation in der rehabilitativen Nachbehandlung.

Eingeschlossen wurden 32 konsekutive Patienten (22 Männer und 10 Frauen, Alter: 64,4±5,4, Krankheitsdauer: 14,7±6,4), die in 4 verschiedenen Behandlungszentren voreingestellt wurden. Die Patienten wurden 35,8±26,2 Tage nach der Elektrodenimplantation zur stationären Rehabilitationsbehandlung aufgenommen und 27,4±13,1 Tage stationär behandelt. Dabei wurde 6,0±3,7 mal eine Veränderung der Stimulationsparameter vorgenommen. Die Entlassungseinstellung war bei 31 Patienten gegenüber der Aufnahme verändert, davon bei 13 Patienten allein die Stimulationsamplitude, bei 12 Patienten zudem die Stimulationskontakte einer bzw. bei 6 Patienten beider Elektroden. Die dopaminerge Medikation (L-Dopa-Äquivalenzdosis) konnte während der Rehamaßnahme bei 21 Patienten weiter von 609±278mg auf 406±336mg reduziert werden. Keine Medikamentenveränderung wurde bei 6 Patienten vorgenommen und bei 5 Patienten wurde diese wieder leicht erhöht. 4 Patienten erhielten eine zusätzliche antidepressive Medikation, 2 Patienten eine antipsychotische Medikation und ein Patient einen Cholinesterasehemmer. Bei 2 weiteren Patienten konnte Clozapin dagegen abgesetzt werden.

Diese Erfahrungen zeigen, dass die rehabilitative Nachbehandlung von Parkinson-Patienten mit Tiefer Hirnstimulation wegen der komplexen Zusammenhänge klinischer Symptome mit Medikation und Stimulation eine intensive ärztliche Betreuung sowie Erfahrungen mit der Neurostimulation voraussetzt.