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DOI: 10.1055/s-2004-833117
Vaskuläre Epilepsie nach Schlaganfall: Prospektive Studie zur Inzidenzermittlung und Risikoevaluation mittels elektroenzephalografischer und neuroradiologischer Verlaufsparameter
Einleitung und Zielsetzung: Schlaganfälle stellen eine häufige Ursache symptomatisch-epileptischer Anfälle dar und sollen innerhalb der ersten 14 Tage nach Infarkten in 1,8–6,2%, danach in 8,6–10,6% vorkommen. Inwieweit frühe epileptische Anfälle spätere Anfälle oder gar eine Epilepsie nach sich ziehen, wird in verschiedenen, meist retrospektiven, Studien unterschiedlich beantwortet und war für uns Anlass zu folgenden EEG- und neuroradiologischen Untersuchungen.
Material und Methoden: Um das „Epilepsie-Risiko“ für Schlaganfall-Patienten besser einschätzen zu können, führen wir seit 06/03 eine prospektive, über ein Jahr angelegte EEG- und neuroradiologische Studie durch, in die mittlerweile 153 Patienten eingeschlossen werden konnten. Es handelt sich hierbei um ein Teikollektiv aller in diesem Zeitraum in unserer Klinik wegen eines Schlaganfalles behandelter Patienten, die folgenden Einschlusskriterien entsprachen: Alter zwischen 18–85 Jahre, erstmaliges Schlaganfallereignis (sowohl supratentorielle ischämische Infarkte als auch intracerebrale Blutungen, NICHT jedoch Hirnstamminfarkte, epi-, subdurale oder subarachnoidale Blutungen) und keine der zuvor- vor allem Hinblick auf Epileptogenität – festgelegten Ausschlusskriterien aufwiesen. Neben klinischer Untersuchung incl. NIHSS und cCT am Aufnahmetag wurde innerhalb der ersten 48 Stunden nach Ereignis ein EEG abgeleitet. Ein Kontroll-EEG sowie ein MRT des Cerebrums erfolgten am 8 Tag nach dem Schlaganfall. Geplant ist eine weitere EEG-Kontrolle nach Ablauf von ca. 5 Monaten, die bisher bereits bei ca 1/3 der 60 Patienten durchgeführt wurde,und eine abschließende klinische Untersuchung (incl. NIHSS) und Anfallsanamnese nach 1 Jahr.
Die Befundung des digitalen EEG und der radiologischen, cerebralen Bildgebung erfolgt nach eigens für die Studie entwickelte, standardisierte Protokolle durch zwei unabhängige Befunder (je 2 Neurologen bzw Radiologen).
Schlussfolgerung: angestrebtes Ziel der Studie ist es, anhand von elektroencephalografischen und/oder oder bildmorphologischen Veränderungen bzw. deren Ausmaß und Lokalisation das Risiko für die Entwicklung einer vaskulären Epilepsie nach zerebrovaskulärem Ereignis besser einschätzen und die umstrittene Frage nach Durchführung und Dauer einer ggf. prophylaktischen antikonvulsiven Medikation bei erstem epileptischen Anfall nach zerebrovaskulärem Ereignis besser beurteilen zu können. Erste Ergebnisse legen eine zeitlich begrenzte Prophylaxe nahe.