Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P227
DOI: 10.1055/s-2004-833090

Hemispasmus facialis: Ein neuro-vaskuläres Kompressionssyndrom?

M Kloß 1, M Krause 1, D Rasche 1, V Tronnier 1, B Kress 1, C Schwark 1
  • 1(Heidelberg)

Fragestellung: Die Pathogenese des Hemispasmus facialis ist bislang nicht eindeutig geklärt. In Analogie zur Trigeminusneuralgie wird in der Literatur ein Gefäß-Nerven-Konflikt als Ursache dieses Krankheitsbildes diskutiert. Ziel dieser Studie war es mithilfe einer hochauflösenden MR-Tomographie zu prüfen ob ein Gefäß-Nervenkonflikt bei Patienten mit Hemispasmus facialis vorliegt.

Methoden: Es wurden insgesamt 18 Patienten mit einem einseitigen Hemispasmus facialis untersucht. Alle Patienten wurden mit hochauflösenden MR-Sequenzen (T1 Flash 3D vibe, T2 TRUE FISP 3D) untersucht. Der Verlauf des N.facials wurde vom Austritt aus dem Kleinhirn-Brückenwinkel bis zur Schädelbasis abgebildet. Die Beurteilung der MR-Bilder erfolgte geblindet durch einen unabhängigen Untersucher.

Ergebnis: Bei insgesamt 16 der 18 untersuchten Patienten fand sich ein Gefäß-Nervenkonflikt auf der klinisch betroffenen Seite, zwei von diesen Patienten wiesen auch einen Konflikt auf der Gegenseite auf. 7 Patienten hatten einen Konflikt des N.facialis mit der A. cerebelli inferior anterior, 4 Patienten mit der A. cerebelli inferior posterior, 2 Patienten mit der A. vertebralis und ein Patient wies einen Konflikt mit der A. basilaris auf. Bei einem Patienten liess sich kein Gefäß- Nerven-Konflikt darstellen. Ein Patient hatte einen Konflikt der A. cerebelli inferior anterior auf der klinisch nicht betroffenen Seite. Bei zwei Patienten mit passendem Konflikt wurde eine mikrovaskuläre Dekompressions-Operation nach Jannetta durchgeführt. Postoperativ konnte bei beiden Patienten eine erhebliche Besserung der Symptomatik verzeichnet werden.

Schlussfolgerungen: Bei knapp 89% der von uns untersuchten Patienten liess sich ein Konflikt des N. facialis mit einer Arterie nachweisen. Die in dieser Studie beschriebenen MR-Sequenzen erlauben es zuverlässig einen symptomatischen Gefäß-Nerven-Konflikt im Verlauf des N. facialis darzustellen. Unsere Studie unterstüzt die in Analogie zur Trigeminusneuralgie postulierte Hypothese eines Gefäß-Nerven-Konfliktes des N.facialis als Ursache des Hemispasmus facialis. Insbesondere bei Patienten die trotz konservativer Therapie unter schweren klinischen Symptomen leiden, eignet sich diese Methode zur Planung einer neurochirurgisch interventionellen Therapie.