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DOI: 10.1055/s-2004-833088
Das Timing konditionierter Blinkreflexantworten ist bei Patienten mit cerebellären Läsionen gestört
Fragestellung: Strukturen des superioren Kleinhirns (Lobulus HVI, Nucleus interpositus) sind im Tiermodell wie beim Menschen für die Akquisition konditionierter Blinkreflex (BR)-Antworten von Bedeutung. Ob cerebelläre Areale dabei auch ein exaktes Timing der Antworten vermitteln, ist beim Menschen bisher unzureichend untersucht.
Methoden: In der vorliegenden Arbeit wurde neben den Inzidenzen das Timing (onset, peak time) konditionierter BR-Antworten bei 8 Patienten mit spinocerebellärer Ataxie Typ 6 (SCA6), 27 Patienten mit fokalen cerebellären Läsionen und 27 Kontrollen untersucht. Bei 14 Patienten lagen Läsionen im Versorgungsgebiet der A. cerebelli superior (SCA) und bei 13 der A. cerebelli inferior posterior (PICA) vor. Die betroffenen kortikalen Lobuli und eine etwaige Beteiligung cerebellärer Kerne wurden mit 3D MR Bildgebung identifiziert. Es wurde ein Voxel basiertes Mapping (VBLSM; Bates et al., 2003) benutzt, um die Läsionen mit Ergebnissen der Konditionierung zu korrelieren.
Ergebnisse: Die Amplituden unkonditionierter BR-Antworten waren bei SCA Patienten mit rein kortikalen Läsionen, aber nicht bei SCA Patienten mit Kernläsion oder bei PICA Patienten erhöht. Die Latenz konditionierter BR-Antworten war signifikant verkürzt bei den SCA6- und in der Gruppe der SCA Patienten, insbesondere, wenn Bereiche des cerebellären Lobus anterior betroffen waren. Bei den PICA Patienten war das Timing nicht gestört. Hingegen waren Defizite in der Lernrate mit mehr kaudal gelegenen Arealen (Lobulus HVI) assoziiert.
Schlussfolgerung: Die Befunde zeigen, dass beim Menschen unterschiedliche kortikale Areale des superioren Kleinhirns für Inzidenz und Timing konditionierter, aber auch für die Expression unkonditionierter BR-Antworten von Bedeutung sind. (DFG Ti 239/7–1)