Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P202
DOI: 10.1055/s-2004-833065

Pseudoathetose – verschiedene Pathophysiologien mit unterschiedlichen TMS-Befunden

U Hidding 1, T Bäumer 1, A Münchau 1
  • 1(Hamburg)

Athetotische Bewegungen bei Patienten mit Sensibilitätsstörungen werden als Pseudoathetose bezeichnet. Wir berichten über neurophysiologische Untersuchungen bei zwei Patienten mit unterschiedlichen Ätiologien der Pseudoathetose. Beide hatten eine deutliche Störung des Lageempfindens und der Vibrationswahrnehmung, was zu einer Pseudoathetose und Gangataxie führte. Patient 1(69J, Weiblich), litt an einer Anti-Hu assoziierten Neuropathie bei einem kleinzelligen Bronchialkarzinom. Die anderen sensiblen Qualitäten waren bei ihr intakt. Bei Patient 2 (75J, männlich) mit einer Neuropathie bei monoklonaler Gammopathie bestand jedoch zusätzlich eine Störung des Berührungsempfindens und der Schmerzwahrnehmung. Es wurden die intrakortikale Inhibition und Fazilitierung (ICI/ICF) mit dem TMS-Doppelpulsparadigma (Interstimulusintervalle 2, 3, 5, 6, 7, 8, 10, 12, 15 ms), die kortikale Silent Period (SP) und eine Stimulus Response Kurve (SRC) zum rechten M. interosseus dorsalis manus I gemessen. Bei Patient 1 war die SRC normal, ICI und ICF fehlten und die SP war verkürzt (82 ms±16 ms SD). Bei Patient 2 waren alle Messungen unauffällig.

Obwohl beide Patenten eine Pseudoathetose boten zeigte nur Patient 1 mit einer isolierten Störung der Propriozeption eine Änderung der kortikalen Exzitabilität, jedoch nicht der Patient mit einer kombinierten sensiblen Störung. Die pathologische kortikale Exzitabilität ist vermutlich nicht Ursache sondern Folge der Pseudoathetose. Wir vermuten, dass der Verlust einer Sinnesqualität zu einer größeren Störung als eine gleichsinnige Störung aller Qualitäten führt, welche dann zu einer Dysballance der sensomotorischen Interaktion auf unterschiedlichen Ebenen und somit auch zu intrakortikalen Änderungen der Exzitabilität im Motorkortex führt.