Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P201
DOI: 10.1055/s-2004-833064

Bimanuelle Koordination und Händigkeit

I Uttner 1, J Hermsdörfer 1, D Nowak 1, P Krey 1, F Müller 1, J Philipp 1, A Zierdt 1, E Kraft 1
  • 1(Ulm, München, Bad Aibling, Berlin)

Hintergrund: Vor allem mit höherer Geschwindigkeit ausgeführte, gegenläufige Hand- und Fingerbewegungen sind durch eine starke Synchronisationstendenz beider Hände gekennzeichnet. Verschiedene Befunde deuten allerdings an, dass Rechtshänder stärker zu bimanueller Koppelung neigen als Linkshänder und sich beide Gruppen offensichtlich auch zerebral im Grad der Lateralisation ihrer motorischen Funktionen unterscheiden (Haaland and Harrington, Current Opinion in Neurobiology 1996;6:796–800). Gegenstand der Untersuchung war die Frage nach einem Zusammenhang von Art und Ausmaß der Synchronisationstendenz und der Händigkeit.

Methode: Untersucht wurden 17 gesunde Rechts- (RH) und 17 altersgematchte Linkshänder (LH; Altersrange 20–42 Jahre, mittleres Lebensalter 26 Jahre). Mittels zweier Kraftaufnehmer, die zwischen Daumen und den übrigen Fingern der beiden Hände zu halten waren, wurden Frequenz und Amplitude bei bimanuell symmetrischen (in-phase) und versetzt gegenläufigen (out-of-phase), repetitiven Griffkraftwechseln gemessen. Beide Aufgaben waren sowohl mit niedriger (1,5Hz; akustisch getriggert) als auch mit maximaler Geschwindigkeit auszuführen. Die statistische Auswertung bezog sich auf Amplitude und Frequenz der Griffkraftwechsel und die zeitliche Korrelation (Produkt-Moment-Korrelation der Amplitudenmaxima) beider Hände als Maß der Synchronisierungstendenz.

Ergebnisse: RH und LH unterschieden sich weder in Amplitude und Frequenz ihrer Griffkraftwechsel noch in der zeitlichen Korrespondenz der beiden Hände (p<0.05, U-test). LH erzielten bei symmetrisch ausgeführten Griffkraftwechseln Korrelationskoeffizienten zwischen r=0.82 (schnelle Ausführung) und r=0.98 (langsam), bei den RH variierte die zeitliche Übereinstimmung beider Hände zwischen r=0.68 (schnell) und r=0.97 (langsam). Beide Gruppen neigten bei asymmetrischen Griffkraftwechseln zu einer deutlichen Koppelung beider Hände, insbesondere, wenn die Kraftwechsel langsam ausgeführt werden sollten (LH: r=-0.28; RH: r=-0.25; perfekt gegenläufig: r=-1).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen die deutliche Störanfälligkeit der bimanuellen Koordination bei asymmetrisch auszuführenden Aufgaben. Dies scheint unabhängig von der Händigkeit zu sein.