Aktuelle Neurologie 2004; 31 - V190
DOI: 10.1055/s-2004-833053

Klinische Studien bei der Huntington-Krankheit: Ein europaweites Netzwerk und europaweite Beobachtungs- und Behandlungsstudien

GB Landwehrmeyer 1, D Ecker 1, C Sorg 1, AC Ludolph 1
  • 1 für das EURO-HD-Network und das EHDI-Trial Steering Committee

Die Huntington-Krankheit (HK) ist eine autosomal-dominante Erkrankung mit hoher Penetranz, deren genetische Grundlage 1993 aufgeklärt werden konnte. Seither sind – vor allem durch den Einsatz transgener Modelle für die HK – tiefe Einblicke in die Pathogenese möglich geworden, aus denen sich neue Behandlungsansätze ergeben haben. Um zügig zu überprüfen, welche Ansätze mit Hoffnung erweckenden Effekten in Modellsystemen sich auch zur klinischen Behandlung von HK-Patienten eignen, wurde ein europaweites Netzwerk als Plattform zur Durchführung klinischer Studien ins Leben gerufen. Vorrangiges Ziel ist dabei, den natürlichen Verlauf der HK zu modifizieren bzw. die Phänokonversion vom klinisch unauffälligen Mutationsträger zum Huntington-Kranken in möglichst hohe Lebensalter zu verschieben.

Vorgestellt werden drei Studien: (1) die prospektiv angelegte Longitudal-Studie „Registry“, die zum Ziel hat, europaweit Mutationsträger für die Huntington-Krankheit, die sich für eine Beteiligung an klinischen Studien interessieren, zu erfassen und klinisch zu phänotypisieren. Europaweit sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre 5.000–10.000 Mutationsträger eingeschlossen werden. (2) die „PREDICT“-Studie, eine Beobachtungsstudie für präsymptomatische Mutationsträger. Diese Studie hat zum Ziel, mit Surrogatmarkern (MR-Imaging, Blut, Urin und Liquor–Markern) die Phänokonversion von präsymptomatischen Mutationsträgern zu klinisch erkrankten Huntington-Patienten schärfer zu definieren und Endpunkte für klinische Interventionsstudien zu erarbeiten. (3) die EHDI-Studie, eine Interventionsstudie zur Bestimmung der Wirksamkeit von Riluzol zur Verbesserung des natürlichen Verlaufs der HK. Diese auf drei Jahre angelegte, plazebo-kontrollierte, doppelblinde Multizenter-Studie mit mehr als 500 Huntington-Patienten in frühen klinischen Stadien wurde im Mai 2004 abgeschlossen; es handelt sich um die bislang größte Interventionsstudie bei der HK.

Durch den Aufbau einer geeigneten Infrastruktur in Form des EURO-HD-Neztwerks sollte es möglich werden, die Zahl aussagefähiger klinischer Studien zur HK deutlich zu erhöhen; bei der HK erfolgreiche Interventions-Strategien lassen sich möglicherweise auch auf sporadische neurodegenerative Erkrankung wie der Parkinson- und der Alzheimer-krankheit übertragen.