Aktuelle Neurologie 2004; 31 - M96
DOI: 10.1055/s-2004-833003

Telemedizinisch vernetzte Schlaganfallstationen: Analyse nach über 2500 Telekonsilen; Telemedizinisches Pilotprojekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in Süd-Ost-Bayern (TEMPiS)

HJ Audebert 1, J Schenkel 1, C Kukla 1, U Bogdahn 1, RL Haberl 1, M Horn 1
  • 1 für das TEMPiS-Netzwerk

Fragestellung: Eine effektive Behandlung des akuten Schlaganfalls erfordert die Behandlung auf spezialisierten Einheiten (Stroke Units) und den Zugang zu spezifischen, bisher nur in überregionalen Stroke Units angebotenen Therapien.

TEMPiS wurde konzipiert, um diese Therapieoptionen durch eine telemedizinische Vernetzung neu gegründeter regionaler Schlaganfallstationen mit den Schlaganfallzentren in München-Harlaching und Regensburg flächendeckend anzubieten.

Methoden: In 12 regionalen Versorgungskliniken wurden spezialisierte Stroke-Teams ausgebildet, die auf Schwerpunktstationen alle Schlaganfallpatienten des Krankenhauses versorgen. Rund um die Uhr können Patienten bei gemeinsam festgelegten Indikationen über eine Videokonferenz sowie mithilfe einer DICOM-Bildübertragung in den Schlaganfallzentren vorgestellt werden. Die Beratung wird durch Neurologen mit spezieller Stroke-Unit-Erfahrung durchgeführt. Die Übertragung erfolgt aufgrund der hohen Datenmengen mit einer Bandbreite bis zu 2 Mb/sek über Punkt-zu-Punkt ISDN-Verbindungen.

Ergebnisse: Im Jahr 2003 wurden 4179 Schlaganfallpatienten in den regionalen Kliniken aufgenommen. Insgesamt 2595 Telekonsile wurden zwischen 1. Feb. 2003 und 29. März 2004 durchgeführt und exakt 100 Patienten systemisch lysiert (in den ersten 12 Monaten 85 Pat. im Vgl. zu 10 Lysen im Vorjahr). Durch die einfache Bedienbarkeit, den zeitlich vertretbaren Aufwand (15min für die Kooperationsklinik) und die gute technische Stabilität hat sich eine hohe Akzeptanz und Nutzung der Vernetzung etabliert. Dies spiegelt sich in der Bewertung der technischen, und fachlichen Qualität (Notenskala von 1 bis 5: jeweils durchschnittlich 1,5) wieder. Auch von Patienten wird die Vernetzung positiv beurteilt (durchschnittlich 1,4).

5,3% der Schlaganfall-Patienten wurden in Schlaganfallzentren oder neurochirurgische Einrichtungen verlegt. Eine nicht vaskuläre Schlaganfalldiagnose wurde in 11,6% der Telekonsile gestellt und eine spezifische Therapie empfohlen.

Schlussfolgerungen: Die bisherigen Erfahrungen zeigen eine gute Akzeptanz der telemedizinischen Vernetzung und lassen eine spürbare Verbesserung der Schlaganfallversorgung erwarten. Die Veränderung wichtiger Qualitätsindikatoren in der stationären Schlaganfallversorgung anhand der begleitenden Qualitätssicherung wie Liegedauer, Diagnostik- und Therapieparameter werden in der Präsentation dargestellt ebenso wie Problemfelder (z.B. zeitlicher Ablauf von Sekundärtransporten).