Aktuelle Neurologie 2004; 31 - V33
DOI: 10.1055/s-2004-832955

Langzeitprognose und Todesursachen von CADASIL: Eine retrospektive Untersuchung an 411 Patienten

C Opherk 1, J Herzog 1, R Luedtke 1, N Peters 1, M Dichgans 1
  • 1(München, Essen)

Hintergrund: Bis heute fehlen detaillierte Daten zur Langzeitprognose von CADASIL (Cerebrale Autosomal Dominante Arteriopathie mit Subkortikalen Infarkten und Leukenzephalopathie). Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Bestimmung 1) des Erstmanifestationsalters für die Merkmale ‘Erster Schlaganfall', ‘Behinderung' und ‘Tod', 2) des klinischen Status zum Zeitpunkt des Todes, und 3) der Todesursachen.

Methoden: 411 Patienten (73 verstorben) mit gesicherter Diagnose (nachgewiesene Mutation im NOTCH3 Gen, pathologische Diagnose, oder obligater Genträger gemäß Stammbaumposition) und/oder deren Angehörige wurden mittels eines halbstrukturierten Interviews untersucht. Die ‘Time-to-event' Analyse erfolgte mittels eines Weibul Regressionsmodells für Intervall-zensierte Daten mit Modellierung der logarithmierten Zeit als Funktion des Geschlechts. Die geschätzten medianen Überlebenszeiten wurden mit der allgemeinen Lebenserwartung der Studienpopulation (abgeleitet von Deutschen Sterbetafeln, standardisiert für Geschlecht und Geburtsjahr) verglichen, unter der Annahme, dass der Betreffende ein Alter von 20 Jahren bereits erreicht hat.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der ‘Time to event' Analyse sind in der Tabelle zusammengestellt (*p<0.05). Die mediane Überlebenszeit betroffener Männer war gegenüber der allgemeinen Lebenserwartung der Männer (69.3 Jahre) signifikant verkürzt (p<0.02). Dagegen war die mediane Überlebenszeit betroffener Frauen gegenüber der allgemeinen Lebenserwartung der Frauen (72.2 Jahre) nicht signifikant verkürzt. Der klinische Status zum Zeitpunkt des Einsetzens der Todesursache war wie folgt: spastische Tetraparese (89%), Demenz (77%), Dysarthrie (77%), Dysphagie (73%), Urininkontinenz (80%), Bettlägerigkeit (63%), komplette Pflegebedürftigkeit (78%). Als Todesursachen fanden sich: Pneumonie (26%), Aspirationspneumonie (10%), Asphyxie (12%), plötzlicher unerwarteter Tod (26%), Unfälle (8%), Malignome (8%), Andere (10%).

Zusammenfassung und Ausblick: Unsere Ergebnisse deuten auf eine raschere Krankheitsprogression bei Männern gegenüber Frauen. Ein Großteil der Patienten erlebt schwere Behinderungen. Atemwegserkrankungen sind die wesentliche Todesursache.

Mediane Zeit (95% CI) bis zum Auftreten (in Jahren)

Männer (n=196)

Frauen (n=215)

Schlaganfall

50.8 (47.8–53.7)

52.1 (49.2–55.0)

Gehen nur mithilfe möglich

59.0 (56.1–61.9)

62.1 (59.2–65.0)*

Bettlägerig

62.1 (58.9–65.2)

66.8 (63.5–70.1)*

Tod

64.9 (60.9–68.3)

71.0 (66.9–75.0)*