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DOI: 10.1055/s-2004-832109
Intrathekale Spastik-Therapie und chirurgische Behandlung der Komplikationen
Schwere Spastizität nach Schädigung des Gehirns oder Rückenmarks stellen eine zusätzliche Einschränkung für die ohnehin behinderten Menschen dar. Die orale antispastische Medikation ist effektiv, aber begleitet von Nebenwirkungen, die die Teilhabe am sozialen Leben beeinträchtigen können. Nach Ausreizen der oralen antispastischen Medikation und der physikalischen Maßnahmen steht uns die intrathekale Baclofen-Applikation zur Verfügung. Seit Mitte der 80er Jahre hat sich die nebenwirkungsarme Therapieform der intrathekalen Gabe von Baclofen bewährt. Nach Dosisermittlung unter protokollarischen Bedingungen durch intrathekale Baclofengabe (50–100 microgramm) unter stationären Bedingungen wird dann die Medikamentenpumpe (Gasdruckpumpe oder programmierbare Pumpe) noch während des stationären Aufenthaltes oder ambulant implantiert. Die Position des Katheters in Höhe Th 5 scheint einen positiven Einfluss auf die Behandlungseffizienz der Spastik der oberen Extremitäten zu haben. Im weiteren Verlauf gilt es die Pumpenfunktion zu dokumentieren, um frühzeitig Fehlfunktionen zu erkennen. Bei Wirkungsverlust bedarf es einer Dosisanpassung um 10%. Komplikationen bei Fehlfüllungen, die zu einem Atemstillstand führen, müssen bekannt sein und entsprechend beherrscht werden können. Operative Maßnahmen beschränken sich lediglich auf nicht medikamentös beeinflussbare Folgen der Spastik. Tenotomien und/oder Myotomien sind bei der kontrakten Fehlstellung indiziert, die den Selbsthilfestatus oder die Pflege behindert. Chirurgische Kontrakturbehandlung ist auch nur dann sinnvoll, wenn die Spastik medikamentös reduziert werden kann, da sonst mit einer erhöhten Rezidivgefahr zu rechnen ist. Neurodestruktive Verfahren sind sehr selten indiziert. Zur ergänzenden Behandlung bietet sich die Botulinustoxin-Behandlung an, insbesondere bei lokal betonter Spastik. Durch die kontinuierliche intrathekale Gabe von Baclofen besteht trotz der hohen Kosten eine günstige Kosten-Nutzen Relation bei Verbesserung der Lebensqualität.