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DOI: 10.1055/s-2004-831937
Genetik, Bildgebung und Psychiatrie
Mit dem Abschluss des Humanen Genom Projektes haben sich unerwartete Möglichkeiten ergeben, die genetische Basis individueller Unterschiede komplexer Verhaltensmuster zu untersuchen und Vulnerabilitätsfaktoren für neuro-psychiatrische Erkrankungen und deren Interaktion mit Umweltvariablen zu identifizieren. Mit den Weiterentwicklungen der modernen Bildgebung eröffneten sich gleichzeitig neue Möglichkeiten, nicht-invasiv das Gehirn, seine Mikrostruktur (MRI, DTI), wesentliche Aspekte von Informationsverarbeitungsprozessen (fMRI) und Aspekte des Metabolismus (MRS) zu charakterisieren. Auf der Verhaltensebene wurden gleichzeitig fundierte neuropsychologische Verfahren zur besseren Charakterisierung von kognitiven und emotionalen Prozessen weiterentwickelt. Die Kombination dieser drei Untersuchungsebenen erlaubt nun Beziehungen herzustellen zwischen funktionell relevanten Gen-Polymorphismen (z.B. 5-HTTPR, COMT val-met), emotionalen und kognitiven Prozessen und den dabei beteiligten neuronalen Netzwerken und deren Konnektivität, bzw. von Hirnvolumen und Metabolismus. Die ersten Studien, die einen solchen Ansatz verfolgten, sind viel versprechend. Dabei wurden beispielsweise Beziehungen zwischen der Funktion der Hippokampus-Amygdala-Formation und Polymorphismen von BDNF und 5-HTTPR bzw. zwischen COMT und Frontalhirnfunktionen hergestellt. Interessanterweise konnten all diese Beziehungen an relativ kleinen Kollektiven erhoben werden, die sich auf der Verhaltensebene nicht beobachtbar unterschieden. Dies unterstreicht den Nutzen einer direkten Charakterisierung von Hirnphysiologie mittels bildgebenden Verfahren bei der Exploration der funktionellen Bedeutung von genetischen Varianten in der Psychiatrie.