Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 107
DOI: 10.1055/s-2003-816400

APV: Ein Computerprogramm zur standardisierten prospektive Dokumentation von Komorbidität und Behandlungserfolg adipöser Kinder und Jugendlicher: Übersicht über 3.895 Patienten aus 27 Adipositas-Zentren

J Weiten 1, P Beyer 1, A Böttner 1, A Chen-Stute 1, C Fromme 1, O Hampel 1, V Hesse 1, RW Holl 1, KM Keller 1, U Kilian 1, H Kolbe 1, T Lob-Corzilius 1, W Marg 1, H Mayer 1, K Mohnike 1, J Oepen 1, C Povel 1, T Reinehr 1, B Richter 1, N Riedinger 1, G Schauerte 1, G Schmahlfeldt 1, W Siegfried 1, P Smuda 1, R Stachow 1, A van Egmond-Fröhlich 1, M Wabitsch 1, S Wiegand 1, S Witte 1, V Zindel 1
  • 1Augsburg Bunter Kreis, Bad Frankenhausen, Bad Hersfeld, Bad Koesen, Bad Kreuznach, Berchtesgaden Schönblick, Berlin Lichtenberg, Berlin Diagnose- und Behandlungszentrum, Berlin Charité, Bremen ZKHS, Darmstadt, Datteln, Friedrichsdorf, Garmisch Insula, Hamburg Moby Dick, Köln Sporthochschule, Leipzig, Magdeburg, Murnau, Neunkirchen, Oberhausen EKO, Oberhausen St. Clemens, Osnabrück, Sylt, Ulm, Wangen, Wiesbaden DKD, Deutschland

Die langfristigen Erfolge der Behandlung adipöser Kinder und Jugendlicher ist bisher auf multizentrischer Basis kaum dokumentiert. Eine prospektiv angelegte Evaluation und Qualitätssicherung erfordert standardisiert und strukturiert erhobene Verlaufsdaten. Das computerbasierte APV-Dokumentationsprogramm macht eine prospektive Dokumentation grundlegender Daten zur Anthropometrie, Komorbidität und Therapie adipöser Kinder und Jugendlicher möglich. Im Mai 2003 lagen Daten von 3.895 Patienten (mittl. Alter 12.7 Jahre, 1.643 männlich, 2.342 weiblich) aus 27 Einrichtungen (20 Ambulanzen, 7 Reha-Kliniken) zur gemeinsamen Auswertung vor. Der mittlere BMI-SDS (LMS-Transformation, AGA-Vergleichskollektiv) betrug +2.63. 10.1% der Patienten waren bei Therapiebeginn übergewichtig, 86.3% adipös. Eine extremste Adipositas fand sich bei 22.8% der Patienten. Im Zentrumsvergleich schwankte das mittlere Alter bei Erstvorstellung zwischen 9 und 16 Jahren, der mittlere BMI-SDS zwischen +2.0 und +3.2. In Reha-Einrichtungen stationär betreute Patienten (n=1.856) waren älter (14.4 versus 11.2 Jahre) und adipöser (SDS-BMI +2.7 versus +2.5; p<0.0001) als ambulant betreute Patienten (n=2.039). Mindestens eine Blutdruckmessung war bei 40%, eine Lipidbestimmung war bei 36% der Patienten dokumentiert. Bei 2.173 Patienten lagen Verlaufsbeobachtungen über im Mittel 0.7 Jahre vor. Im Mittel nahm der BMI-SDS um 0.28 Standardabweichungen ab (Schwankungsbreite: -0.7 bis +0.2 bei mittl. Beobachtungsdauer zwischen 0.1 und 1.8 Jahren). Diese erste ausschließlich deskriptive Auswertung gibt einen Überblick über die behandelten Patientengruppen. Es zeigen sich erhebliche Unterschiede bezüglich der vorgestellten Patienten, der Vollständigkeit dokumentierter Risikofaktoren sowie der Änderung des BMI unter Therapie. Eine längere und vollständigere Nachbeobachtung sowie die Berücksichtigung struktureller Unterschiede ist notwendig, bevor definitive Aussagen zum Outcome der Adipositastherapie in Deutschland möglich sind und mittelfristig ein Qualitätssicherungsinstrument aufgebaut werden kann.