Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 99
DOI: 10.1055/s-2003-816392

Körperliche Einschränkungen der Eignung und Leistungsfähigkeit der an Bord einzusetzenden Soldaten: „Metabolisch“ bedingte Gesundheitsstörungen sind hauptsächlich verantwortlich für den Verlust der Borddiensteignung bei Führungspersonal mit langjähriger Dienstzeit

HL Torff 1, A Schwanecke 1, A Koch 1, B Greiner 1
  • 1Schiffahrtmedizinisches Institut der Marine, Kiel-Kronshagen, Deutschland

Zielsetzung: Der Dienst auf Schiffen der deutschen Bundesmarine kann aufgrund der eingeschränkten Lebensumstände und speziellen Belastungen zu vielfältigen gesundheitlichen Einschränkungen führen. Zum Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit ist zur Entwicklung zweckmäßiger Konzepte die Erhebung von Daten erforderlich, die die Art und den Umfang der körperlichen Einschränkungen der an Bord einzusetzenden Soldaten beschreiben. Material und Methoden: Mithilfe der standardisierten Untersuchung auf Borddienstverwendungsfähigkeit (Anamnese, körperliche Untersuchung, Labor, kardiopulmonale Untersuchung, ggf. weitergehende Facharztuntersuchungen) konnten entsprechende Daten bei über 4700 Soldaten erhoben, nach Gesundheitsstörung und Schweregrad graduiert und analysiert werden. Ergebnisse: Über 20% der untersuchten Soldaten stehen dem Borddienst nicht zur Verfügung. „Metabolisch“ bedingte (Adipositas, Herzkreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen), orthopädische (Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden) und psychische (Anpassungsstörungen, reaktive Depressionen) Erkrankungen sind zu annähernd 75% für eine fehlende Borddiensteignung verantwortlich. Insbesondere der Anteil metabolischer Gesundheitsstörungen steigt mit zunehmendem Lebensalter, so dass Soldaten über 40 Jahre zu über 46% hierdurch ihre Eignung verlieren. Zusammenfassung: Eine fehlende Borddiensteignung wird in allen Altersklassen hauptsächlich durch metabolische, orthopädische und psychische Störungen bedingt. Metabolische Gesundheitsstörungen führen insbesondere bei erfahrenen Führungskräften zu einem Verlust der Verwendungsfähigkeit. Zur Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit aller Bordfahrer und insbesondere der Verantwortungsträger ergibt sich daraus die Notwendigkeit einer kontinuierlichen und langfristigen ernährungsmedizinischen Intervention (Ernährungsinformation/ -beratung/ -umstellung) verbunden mit orthopädisch/ sportmedizinischen Inhalten (Sport/ Gymnastik) und psychischen Aspekten (Stressbewältigung u.a.). Der Handlungsbedarf liegt für die Therapie und Sekundärprävention in einer qualifizierten Ausbildung des Schiffssanitätspersonals, für die Primärprävention in einer dauerhaft d.h. langfristig ausgerichteten Information und Anleitung der Soldaten. Dieses Konzept ist in dem abgeschlossenen System „Schiff“ umsetzbar und an Land fortführbar.