Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 93
DOI: 10.1055/s-2003-816386

Das Pyramiden-Portions-System als Instrument zur Selbstkontrolle des Ernährungsverhaltens

S Schröder 1, K Kromeyer-Hauschild 1, A van Egmond-Fröhlich 2
  • 1Friedrich-Schiller-Universität, Jena, Deutschland
  • 2Kinder-Reha-Klinik Am Nicolausholz, Bad Kösen, Deutschland

Zielsetzung: Verhaltenstherapeutische Methoden zur Änderung des Ernährungsverhaltens haben sich für die Behandlung der Adipositas im Kindes- und Jugendalter bewährt. Diese setzen geeignete Protokollsysteme für die Selbstbeobachtung und Selbstbewertung voraus. Für Kinder und Jugendliche sollte ein altersgerechtes semiquantitatives Protokollsystem zur flexiblen Selbstkontrolle entwickelt und in der Praxis erprobt werden.

Methoden: Ein vereinfachtes lebensmittelgruppenorientiertes Protokollsystem wurde basierend auf der AGA-Leitlinie (optimierte Mischkost), dem Rahmenkonzept der Konsensusgruppe Adipositasschulung (lebensmittelgruppenorientierte, wochenweise Protokollierung auf der Basis der Ernährungspyramide) sowie den DGE-Empfehlungen entwickelt. Im Rahmen der stationären Rehabilitation wurde das System an Kindern und Jugendlichen im Alter von 9–16 Jahren erprobt und optimiert.

Ergebnisse: Beim Pyramiden-Portions-System sind die Portionsgrößen für die einzelnen Lebensmittel definiert. In der Lebensmittelgruppe Fette, Öle und Extras erfolgt die Protokollierung energetisch (Einheit 25 kcal) und im übrigen orientiert sie sich an üblichen Portionsgrößen. Der Trainer berechnet unter Zuhilfenahme eines Computerprogrammes individuelle Sollvorgaben für die täglichen Portionszahlen auf dem Selbstkontrollbogen. Dabei werden der errechnete Energiebedarf, das Gewichtsziel und persönliche Präferenzen berücksichtigt. Der Patient streicht entsprechend den verzehrten Lebensmitteln diese Portionssymbole (Piktogramme) im Selbstkontrollbogen ab. In der Übungsphase wird über die Zusammensetzung aller angebotenen Speisen mittels Karten mit Portionssymbolen informiert. In der Selbstständigkeitsphase können die Patienten die zugeordneten Portionen in den Lebensmittelgruppen für die Protokollierung in einer Lebensmittelliste nachschlagen.

Zusammenfassung: Mittels dieses Systems wird die Selbstbeobachtung der Kinder und Jugendlichen geschult und die Patienten lernen, ihr Essverhalten selbst zu gestalten, zu bewerten und flexibel zu kontrollieren. Das Pyramiden-Portions-System erwies sich als altersgerecht und für eine hypoenergetische Ernährung geeignet.