Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 48
DOI: 10.1055/s-2003-816341

Stationäre Rehabilitation bei Adipositas: Sozialstatus und Reha-Erfolg

B Jolivet 1, 2, D Rosemeyer 1
  • 1Klinik Rosenberg der LVA-Westfalen, Bad Driburg, Deutschland
  • 2Institut für Reha-Forschung, Norderney, Deutschland

Einleitung: Betrachtung der sozialen Situation eines Rehabilitanden ist ein Spezifikum der medizinischen Reha der Rentenversicherung.

Inwieweit modifizieren soziale Parameter die Selbsteinschätzung der Gesundheit und den subjektiven Reha-Erfolg?

Patienten und Methoden: 465 Adipöse (42±10 Jahre, 64% Männer, 40,9±7,2kg/m2) wurden anhand eines systematisch eingesetzten Dokumentationsverfahrens bezüglich unterschiedlicher Sozialdaten und Selbsteinschätzung der allgemeinen Gesundheit sowie Erreichung eines Reha-Erfolgs untersucht. Dazu wurden von 17 normierten Reha-Zielen durch die Patienten bei Aufnahme bis zu 5 Ziele als „sehr wichtig“ ausgewählt und bei Entlassung auf ihren Erreichungsgrad beurteilt. Ein Ziel-Erreichungs-Score (ZES) wurde gebildet: 100%=alle sehr wichtige Ziele voll erreicht.

Ergebnisse:

1. Sozialmedizinische Belastung

- Arbeitslosigkeit: aktuell 23% im gesamten Patientengut, bei Adipositas III 33%.

- Arbeitsunfähigkeit: bei Aufnahme 16%, bei Adipositas III 33%.

2. Reha-Erfolg

- Durchschnittlich steigt die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes signifikant: sehr gut/gut von 8 auf 29%, weniger gut/schlecht fällt von 60 auf 22%. Die sehr wichtige Reha-Ziele werden zu 62% erreicht.

- ZES und Selbsteinschätzung der Gesundheitszustandes bei Entlassung korrelieren gut miteinander (p<0,0001).

- ZES ist unabhängig vom Geschlecht, Ausmaß der Adipositas oder Gewichtsabnahme während des Aufenthaltes.

- Reha-Ziele werden seltener erreicht bei Älteren (>50J) und bei Arbeitslosen.

Zusammenfassung: Die soziale Belastung von Reha-Patienten der Arbeiterrentenversicherung ist erheblich, gerade bei Adipositas, deren schichtgebundene Häufung bekannt ist. In 3wöchiger medizinischer Rehabilitation gelingt es, die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes deutlich zu verbessern.

Aus Patientensicht lassen sich die Reha-Ziele „sozialmedizinischen Beurteilung“ und „beruflichen Integration“ am geringsten verbessern. Hier erscheinen rein medizinische Möglichkeiten begrenzt.