Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 45
DOI: 10.1055/s-2003-816338

Regulation des „endothelial specific molecule-1“ im Fettgewebe des Menschen

J Janke 1, S Engeli 1, K Gorzelniak 1, M Feldpausch 1, U Heintze 1, P Lassalle 2, FC Luft 1, AM Sharma 3
  • 1Franz-Volhard-Klinik, Charité, Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
  • 2Institut Pasteur, INSERM Unit 416, Lille, Frankreich
  • 3Hamilton General Hospital, McMaster University, Hamilton, Ontario, Canada

Das „endothelial specific molecule-1“ (ESM-1) interagiert mit Adhäsionsmolekülen und hemmt die leukocytäre Durchwanderung des Endothels. Dieses potentiell antientzündliche Protein wird auch von Adipocyten gebildet, und wir untersuchten die Regulation von ESM-1 in humanem Fettgewebe in vivo und in vitro. Subkutan-abdominelles Fettgewebe wurde bei 61 klinisch umfangreich charakterisierten postmenopausalen Frauen entnommen. 10 dieser Frauen nahmen an einem Gewichtsreduktionsprogramm teil. Die in vitro Versuche wurden an Präadipocyten und Adipocyten aus subkutanem Fettgewebe durchgeführt. Die Genexpression wurde mittels TaqMan RT-PCR, und die Serum- und Zellkulturmediumkonzentrationen mittels Radioimmunoassay bestimmt. ESM-1 wird von reifen Adipocyten sezerniert. Das Genexpressionsniveau von ESM-1 ist in humanen Adipocyten höher als in Präadipocyten, nimmt aber während der hormonell induzierten in vitro Adipogenese ab. Dieser Effekt wird durch die inhibitorische Wirkung des Differenzierungshormons Cortisol auf ESM-1 hervorgerufen, die auch die ESM-1-Sekretion in das Zellkulturmedium erniedrigt. In reifen Adipocyten zeigt sich eine inhibitorische Wirkung von Insulin. Diese scheint bei insulinresistenten Frauen verloren zu sein, denn die ESM-1 Genexpression im abdominell-subkutanen Fettgewebe korreliert positiv mit dem HOMA-Index der Insulinresistenz (r=0.37, p<0.005, n=61). Die Serumspiegel von ESM-1 jedoch sind bei adipösen Frauen erniedrigt und negativ zum Entzündungsmarker hsCRP korreliert (r=-0.43, p<0.005, n=61). Eine Reduktion des Körpergewichtes um 5% in 12 Wochen beinflusst die adipocytäre Genexpression und die Serumspiegel von ESM-1 nicht. ESM-1 ist ein neu identifiziertes adipocytäres Sekretionsprodukt mit potentiell antientzündlichen Eigenschaften. Da die adipocytäre Genexpression und die Serumspiegel von ESM-1 in keinem Zusammenhang stehen, ist eine Rolle des von Adipocyten sezernierten ESM-1 für die Pathogenese adipositas-assoziierter Erkrankungen unwahrscheinlich.