Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 42
DOI: 10.1055/s-2003-816335

Ergebnisse der prospektiven psychologischen Untersuchung nach gastric banding: 5-Jahres-Katamnese

C Hoog 1, A Benecke 1
  • 1Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg, Deutschland

Im Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg werden seit Mai 1997 alle Patienten, die sich an der Chirurgischen Universitätsklinik wegen einer gastric banding-Operation vorstellen, psychologisch voruntersucht (t1). Sechs (t2) und 24 Monate (t3) und 60 Monate (t4) nach der Operation werden die Patienten anhand psychologischer Tests befragt. Weitere Katamnesezeitpunkte sind geplant.

Für die psychologische Evaluierung werden sechs verschiedene standardisierte Tests eingesetzt: Beck Depressionsinventar (BDI), Selbsteinschätzung und Selbstakzeptanz (SESA), Inventar zum Essverhalten und Gewichtsproblemen (IEG), Fragebogen zum Essverhalten (FEV) und Fragen zur Lebenszufriedenheit (FLZ). Zu den Katamnesezeitpunkten werden die Tests zusammen mit einem selbst erstellten Fragebogen an die Patienten verschickt. Mit diesem werden die Zufriedenheit mit der Gewichtsabnahme, Veränderungen in Bereichen der Lebensqualität, der sozialen Kontakte, der Essgewohnheiten und der Affektivität erfasst. Weiterhin haben die Patienten darin die Möglichkeit, Vor- und Nachteile der Operation anzugeben und sich zum „Leben mit dem Magenband“ zu äußern.

Nach fünf Jahren liegen jetzt aussagekräftige Daten von 25 von 37 operierten Patienten vor (67,6%). Bei signifikant reduziertem BMI (t1=47,8; t4=37,4; p<0,001, t-Test für gepaarte Stichproben) nahm die Depressivität (BDI zu t1=13,9) signifikant ab (t4=8,6; p<0,05, t-Test) und die Selbstakzeptanz stieg an (SESA zu t1=103,5; t4=111,0; p<0,05, t-Test). Die Kontrolle des Essverhaltens nahm signifikant zu (FEV t1=9,22; t4=12,1; p<0,05), die Störbarkeit hingegen nahm tendenziell ab (t1=8,0; t4=6,4; p=0,051) und die Hungergefühle stiegen signifikant an (t1=7,4; t4=11,4; p<0,05).

Insgesamt zeigt sich, dass sich im Laufe von fünf Jahren nach OP die psychologische Befindlichkeit in vielen Bereichen verbessert. Die Entwicklung der Kontrolle des Essverhaltens und der Störbarkeit veränderten sich in die erhoffte Richtung. Erstaunlich ist die Zunahme der empfundenen Hungergefühle. Dieses Ergebnis lässt sich z.T. auf wenige Ausreißer, die auch eine unterdurchschnittliche Gewichtsabnahme verzeichnen, zurückführen. Die Gewichtsabnahme entspricht den Erwartungen.