Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 40
DOI: 10.1055/s-2003-816333

Inhaltsstoffe alter Apfelsorten unter diätischem Aspekt

M Hofer 1, K Herbinger 1, S Monschein 1, K Hecke 1, H Toplak 2, H Keppel 3, D Grill 1
  • 1Institut für Pflanzenphysiologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
  • 2Ambulanz für Diabetes und Stoffwechsel, Medizinische Universitätsklinik, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
  • 3FA10B Landwirtschaftliches Versuchszentrum Steiermark, Referat Obst- und Weinbau, Graz, Österreich

Im Gegensatz zum modernen Intensivobstbau mit Sortimentseinschränkung auf Hauptsorten ist im Streuobstbau ein breit gefächertes Sortenspektrum vorhanden, das auch die geschmackliche Vielfalt erhalten kann. Der gesundheitliche Aspekt solcher Sorten ist nennenswert (Pektine, Mineralstoffe, Spurenelemente, wichtige Vitamine, Fruchtsäuren, Zucker und Gerbstoffe). Die spezifischen Inhaltsstoffe geben wesentliche Einblicke in die stoffliche Zusammensetzung der Früchte, die unter anderem für die diätische Beratung für Adipöse und Diabetiker als Sortenempfehlung dient.

Bei einer initialen Verkostung wurden von etwa 180 Apfelsorten 45 Sorten als geschmacklich harmonisch eingestuft und nachfolgend einer Nährstoffanalyse (Zucker, Säure, Gerbstoffe) unterzogen. Von den 45 näher untersuchten Sorten weisen 5 Sorten Zuckerwerte <=100g/kg FG, weitere 20 Sorten Zuckerwerte <=125g/kg FG auf. Besonders zuckerhaltig und daher für eine zuckerarme Ernährung nicht empfehlenswert sind 2 Sorten, deren Zuckerwerte sogar 200g/kg FG übersteigen – die Gelbe Baumann Renette und der Rheinische Bohnapfel. Der Geschmack reicht im Gegensatz zur Volksmeinung jedoch nicht für die Klassifikation aus: Sorten, die rein geschmacklich als sauer bis sehr sauer eingestuft wurden, enthalten oft ebenfalls große Mengen an Zuckern – wie der Weiße Astrachan und Jakob Lebel (>200g/kg FG).

Schlussfolgernd zeigt sich, dass die simple Empfehlung, „saure Äpfel“ zu essen, nicht ausreicht und Tabellen über die Inhaltsstoffe der Obstsorten zu erstellen sind. Für den Diabetiker bedeutsam erscheint der überaus variable Zuckergehalt, der nicht mit „1 BE pro 100g Apfel“ simplifiziert dargestellt werden darf.

Diese Studie wurde durch Bund-Bundesländer Kooperation und Interreg IIIa finanziert.