Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2003; 8(5): 294-299
DOI: 10.1055/s-2003-43165
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Krankenhausmarkt im Umbruch - Welche Kliniken profitieren von der aktuellen Situation?

German Hospital Market in Change - Which Hospitals Make a Profit out of the Current Situation?C. Schmidt1 , T. Gabbert2 , F. Engler2 , J. Möller3
  • 1Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie der Universität Kiel
  • 2Landesbank Kiel Hamburg Corporate Finance GmbH
  • 3Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Oktober 2003 (online)

Zusammenfassung

Die derzeitige Entwicklung im Gesundheitswesen wird in den nächsten Jahren umfassende Veränderungen im Krankenhausmarkt bewirken. Verkäufe und Privatisierungen zahlreicher Kliniken dürfen erwartet werden. Diese Veränderungen werden insbesondere Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft betreffen, da hier der Unterschied zwischen Investitionsbedarf und den zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen am größten ist. Was Investitionen anbetrifft, so sind Krankenhäuser in privater Trägerschaft klar bevorteilt. Trotz enormer Reglementierung erzielen private Träger durch effizientes Management immer noch EBIT-Margen (Earning before interests and taxes = Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern) von 15-20 %, d. h., Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft erreichen diesen Wirkungsgrad dahingegen nicht annähernd. Eine wichtige Ursache hierfür ist die Möglichkeit privater Trägerschaften, Finanzmittel über den Kapitalmarkt zu beschaffen. Vor diesem Hintergrund zeichnen sich drei Möglichkeiten für öffentliche Träger ab: 1. Börsengang als Kapitalgesellschaft, 2. Börsengänge und 3. Änderung der Rechtsform öffentlicher Häuser und Suche nach geeigneten Kooperationspartnern. Um die Konkurrenzfähigkeit öffentlicher Häuser darüber hinaus wieder herzustellen, wäre eine Änderung der Krankenhausfinanzierung, wie in einem monistischen System, erforderlich. Da dies in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist, muss langfristig mit einer Erhöhung des Marktanteils der privaten Krankenhausketten auf fast 50 % gerechnet werden.

Abstract

The current trends in the German healthcare sector are believed to cause substantial changes on the hospital market. A large number of privatisations are expected that will manly affect community hospitals, due to tight budgets of the public hospital owners. That has lead to a gap between financial resources and demand for investments (capex backlog). Private hospital operators benefit from this situation. Despite a large number of government regulations private hospital owners reach EBIT margins (earnings before interests and taxes) between 15 - 20 % through efficient management of their facilities. Public hospitals do not even come close to that efficiency. The main reason for the great success of privately managed hospitals is because of their access to financial means on the capital market. Therefore only three solutions seem possible for public hospitals: 1) going public as a joint-stock company 2) going public and 3) change of their legal status and search for the right partner in the market. To restore competitiveness of public hospitals a new reimbursement system would be necessary i. e. a change from the dualistic to a monistic system. As these changes can not realistically be expected in the near future it is likely that market shares of private hospitals will increase up to 50 % in the long term.

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Dr. Christian Schmidt MPH

Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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