Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(9): 447-450
DOI: 10.1055/s-2002-20422
Aktuelle Diagnostik & Therapie
Aktuelle Therapie & Diagnostik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

WHO-Klassifikation der akuten myeloischen Leukämien (AML) und der myelodysplastischen Syndrome (MDS)

WHO classification af acute myeloid leukaemia (AML) and the myelodysplastic syndrome (MDS) T. Haferlach, C. Schoch
  • Labor für Leukämiediagnostik, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum Großhadern, München
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Publikationsverlauf

Manuskript-Eingang: 16. Oktober 2001

Annahme nach Revision: 11. Dezember 2001

Publikationsdatum:
28. Februar 2002 (online)

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Die 1976 publizierte FAB-Klassifikation (FAB = French-American-British) der akuten myeloischen Leukämien (AML) und der myelodysplastischen Syndrome (MDS) von 1982 sind mit verschiedenen Ergänzungen bis heute weltweit Standard für die Diagnostik und Klassifikation dieser eng verwandten Erkrankungen der myeloischen Reihe [1-5]. In der Zwischenzeit haben jedoch die Erkenntnisse zugenommen, dass spezifische Chromosomenaberrationen zum Teil enge Korrelationen mit bestimmten FAB-Subtypen aufweisen. Daher kann die rein morphologische Einteilung die biologischen Entitäten heute nicht mehr ausreichend beschreiben [5] [10] . Schon 1988 versuchte deshalb die MIC-Klassifikation (MIC = Morphologisch - Immunologisch - Cytogenetisch), diesem Erkenntnisgewinn Rechnung zu tragen [15]. Diese Einteilung wurde jedoch leider nicht weiter ergänzt oder in größerem Maßstab angewandt .

Im Laufe der Jahre wurde hingegen die FAB-Klassifikation für AML und MDS mehrfach ergänzt und erweitert [2] [4] [5] . Dabei hat die Immunphänotypisierung bei den zwei Subtypen AML-M0 und AML-M7 eine entscheidende Rolle gespielt: Der morphologisch und zytochemisch undifferenzierte Subtyp, die sogenannte AML M0, ist ohne immunologische Untersuchung nicht zu klassifizieren. Auch die Megakaryoblastenleukämie (Subtyp AML-M7) kann morphologisch zwar bei einem Teil der Fälle vorausgesagt, letztlich aber nur durch eine Immunphänotypisierung sicher erkannt werden [6] [7] . Weitere dezidierte Beschreibungen von beobachteten Korrelationen zwischen FAB-Subtyp und spezifischem Immunphänotyp-Mustern brachten aber weder für die Diagnostik noch für den klinischen Einsatz bezüglich therapeutischer Konsequenzen bei der AML und den MDS zusätzlichen Vorteile.