Gesundheitswesen 2000; 62(2): 78-85
DOI: 10.1055/s-2000-10412
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Förderung des Nichtraucherverhaltens bei 13-jährigen Schülerinnen und Schülern von Realschule und Gymnasium*

Eine prospektive, randomisierte Interventionsstudie bei 1956 SchülernM. Scholz1 , M. Kaltenbach2
  • Herz- und Kreislaufzentrum (Ltd. Chefarzt: Prof. Dr. med. C. Vallbracht ) Rotenburg an der Fulda
  • Deutsche Herzstiftung e. V. Frankfurt am Main
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

Es wurden 1956 Schüler der 7. Jahrgangsstufe von Gymnasien und Realschulen in drei mittleren Großstädten mittels anonymer Fragebogen zum Rauchverhalten und zum Drogen- bzw. Alkoholkonsum befragt. Nach der Befragung erhielten 1080 Schüler (Interventionsgruppe I) in 4 Doppelstunden einen neu entwickelten Nichtraucherunterricht, der von nichtrauchenden Ärztinnen und Ärzten gehalten wurde. 876 Schüler erhielten keinen Zusatzunterricht (Kontrollgruppe K).

In der Interventionsgruppe begannen signifikant weniger Schüler zu rauchen als in der Kontrollgruppe. Die Effekte waren bei den Jungen in Gymnasien (I: 13,0 %, K: 22,4 %; p < 0,01) größer als bei den Mädchen (I: 21,4 %, K: 28,4 %; p < 0,05). In den Realschulen wurde bei den Jungen ebenfalls ein signifikanter Effekt beobachtet (I: 17,4 %, K: 25,2 %; p < 0,05), nicht jedoch bei den Mädchen (I: 18,0 %, K: 22,0 %; n. s.).

Erstkonsumenten von Rauschmitteln wie Haschisch, Marihuana, Klebstoff, Lösungsmittel, LSD wurden nur in der Interventionsgruppe der Jungen in den Gymnasien gegenüber der Kontrollgruppe gesenkt (I: 14,9 %, K: 23,6 %; p < 0,05). Bei den Mädchen in den Gymnasien und bei den Realschülern fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe.

Schüler und Schülerinnen, die Bier, Wein oder Schnaps mehrmals pro Woche konsumieren, fanden sich gleich häufig in Interventionsgruppe und Kontrollgruppe.

Es wird gefolgert, dass ein Nichtraucherunterricht bestehend aus 4 Doppelstunden in der 7. Jahrgangsstufe von Gymnasien und Realschulen geeignet ist, die Rate der Neuraucher bis zwei Jahre nach dem Unterricht zu senken. Über die Beeinflussung des Nichtraucherverhaltens hinaus ist keine wesentliche Verminderung des Erstkonsums von Rauschmitteln oder regelmäßigen Alkoholkonsums zu erzielen.

Promoting Non-Smoking in 13-Year Old Pupils of High Schools in Germany

1956 7th grade students of high schools and secondary modern schools in three cities with 110 000 to 180 000 inhabitants were asked about cigarette, alcohol and drug consumption using questionnaires. Subsequently 1080 of the students took part in a newly invented non-smoking curriculum which was held during 8 lessons within 4 weeks (intervention group (I)). The lessons were performed by non-smoking physicians who had passed a training programme before. 876 students served as control (C) group. 2 years later the questioning was repeated.

The number of students who started smoking within the two years was significantly lower in the intervention group. In the high schools a significant effect was seen in boys (I: 13,0 %, K: 22,4 %; p < 0,01) and girls (I: 21,4 %, K: 28,4 %; p < 0,05) whereas in secondary modern schools a significant effect was seen only in boys (I: 17,4 %, K: 25,2 %; p < 0,05) not in girls (I: 18,0 %, K: 22,0 %; n.s.).

First-time consumers of drugs like cannabis, marihuana and organic solvents were found less often in the intervention group among boys in high schools than in the control group (I: 14,9 %; K: 23,6 %; p < 0,05). No effects of the intervention were seen in girls of high schools and in students of secondary modern schools.

No effects of the intervention were seen on alcohol consumption. Students who drank beer, wine or liquor several times a week were found at the same rate in the intervention and control groups.

We conclude that a non-smoking intervention of 8 lessons in the 7th grade of high schools and secondary modern schools may lower the rate of first-time consumers of cigarettes but not of alcohol and drugs.