Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0042-1748259
Umgang mit krankheitsassoziierter Mangelernährung im Klinikalltag – Ergebnisse einer quantitativen Bedarfserhebung
Hintergrund Obwohl krankheitsassoziierte Mangelernährung ein weit verbreitetes Krankheitsbild mit weitreichenden negativen Folgen ist, ist in vielen Krankenhäusern ein standardisiertes, frühzeitiges Ernährungsmanagement und Screening nicht in die Patient*innenversorgung integriert. Die quantitative Bedarfserhebung zielt darauf ab, die Erfahrungen der Mitarbeiter*innen im Umgang mit Mangelernährung sowie den Bedarf an Hilfestellungen und Fortbildungen aufzuzeigen.
Methodik Der quantitative Fragebogen wurde in einem interdisziplinären Team aus Ernährungsfachkräften, Wissenschaftler*innen und examiniertem Krankenpflegepersonal erstellt. In einem Zeitraum von 27 Wochen wurde das Klinikpersonal des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau anonym befragt.
Ergebnisse 162 Klinikmitarbeiter*innen nahmen insgesamt an der Befragung teil. Die am stärksten vertretenen Berufsgruppen waren Gesundheits- oder Krankenpfleger*innen (41%), ärztliches (30%) und medizinisches Fachpersonal (12%). 98% aller Befragten befürworteten die frühzeitige Diagnose einer Mangelernährung bei Risikopatient*innen, bereits vor einer deutlichen Gewichtsabnahme. 62% gaben Unsicherheiten in der Diagnostik und 59% Unsicherheiten in der Dokumentation bei mangelernährten Patient*innen oder Risikopatient*innen an. Verbesserungsbedarf in der Dokumentation sah der Großteil der Befragten v.a. in der Anwendung und Auswertung der Screening- und Assessmentbögen (57%) sowie in der Auswertung der Ernährungsanamnese (52%). Hilfestellungen für den praktischen Alltag wie Handlungsempfehlungen und Standards sowie Ernährungsempfehlungen von Expert*innen wünschten sich 43% bzw. 40% der Teilnehmer*innen. 79% der Befragten würden gerne an Fortbildungen zum Thema Mangelernährung teilnehmen.
Schlussfolgerungen Die quantitative Bedarfserhebung zeigt, dass die Mehrheit der befragten Klinikmitarbeiter*innen das Thema Mangelernährung für wichtig hält. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Einführung eines systematischen und strukturierten Ernährungsmanagements mit interdisziplinärer Einbindung aller Akteure sowie regelmäßige Schulungen von Mitarbeiter*innen erforderlich sind, um die Versorgung und Lebensqualität von Patient*innen in Deutschland langfristig zu verbessern. Die Ausweitung der Bedarfserhebung auf weitere Krankenhäuser ist in Planung.
Publication History
Article published online:
14 June 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany