Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41(03): 202-206
DOI: 10.1055/s-0042-105709
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Parenterale Ernährung auf der Normalstation – nur scheinbar einfach?

Parenteral Nutrition on a Normal Ward – only Seemingly Simple?
A. Schäfer
Asklepios-Klinik Schwalmstadt
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Publication Date:
08 June 2016 (online)

Zusammenfassung

Die parenterale Ernährung ist ein Routineverfahren zur Sicherstellung der Ernährung von Menschen, die nicht oral oder enteral ernährt werden können. Gerade diese Routine führt häufig dazu, dass dieses Verfahren oft unkritisch und ohne individualisierte Ernährungsplanung durchgeführt wird. Auf chirurgischen und internistischen Allgemeinstationen steht primär das akute Krankheitsbild im Vordergrund und die Ernährungssituation des Patienten findet kaum bis keine Beachtung. Da bekannt ist, dass die Ernährungssituation auch bei diesem Klientel outcomerelevant ist, ist diese Situation recht verwunderlich. Dabei gibt es gerade bei der parenteralen Ernährung viele sensible Punkte zu beachten, die zu Komplikationen, insbesondere schwerwiegende Septikämien, führen können. Insbesondere der hygienisch korrekte Umgang mit dem venösen Zugangsweg und der Ernährungslösung sind entscheidende Aspekte in der Prävention von nosokomialen Infektionen. Die Anlage eines zentralvenösen Katheters für die Applikation hochosmolarer Ernährungslösungen, gehört in aller Regel nicht zu den Routinetätigkeiten der Mediziner auf der Normalstation, sodass diese Prozedur schon eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellt. Auch aus pflegerischer Sicht ist die hygienisch korrekte Versorgung eines ZVK und der Aufbau des Infusionssystems mit Inline-Filter und Dreiwegehähnen sowie die Belegung der einzelnen Schenkel des ZVK unter Kompatibilitätsaspekten mit Ernährungslösungen und unterschiedlichen Medikamentenapplikationen ein komplexer Aufgabenbereich. Aber auch die Planung des individuellen Ernährungsbedarfs, die Dokumentation und Bilanzierung der Ernährung und des Ernährungs- und Flüssigkeitsziels sowie die Standardisierung der Produkte sind wesentliche Aspekte der parenteralen Ernährung. Alle diese Punkte zeigen, wie komplex parenterale Ernährung ist. Sie hat Auswirkungen auf die Sicherheit des Patienten, nimmt Einfluss auf die Ernährungssituation des Patienten und hat gravierende wirtschaftliche Auswirkungen, weshalb gerade bei der parenteralen Ernährung eine kollegiale, interdisziplinäre Kommunikation erfolgen muss.

Abstract

Parenteral nutrition was practiciced like a clinical routine activity to care for the nutritional status of patients, which are unable for oral or enteral nutrition. But especially the routine on that activity leads often to an uncritical and a not individualized nutrition-plan. But, especially the parenteral nutrition has lots of sensible points, which we should be aware of it, because these aspects has huge impacts for complications, like severe septicemias. Especially the proper hygiene handling on the i. v. – access and the nutritional fluids are crucial aspects in the prevention of nosocomial infections. But further, to schedule an individualized nutritional support and to standardize the products, due to nutritional equipment, are important aspects of the parenteral nutritional procedure. All these aspects shoes us, how complex parenteral nutrition support is. Parenteral nutrition support has impacts on the nutritional status of the patient and it has serious economic aspects.