Aktuelle Ernährungsmedizin 2017; 42(03): 241-272
DOI: 10.1055/s-0037-1603264
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

EINFLUSS DER KOSTENÜBERNAHME FÜR TRINKNAHRUNG DURCH DIE KRANKENPFLEGEVERSICHERUNG AUF DIE VERSORGUNG MIT KÜNSTLICHER ERNÄHRUNG ZUHAUSE

LJ Vogt
1   Departement Medizin
,
M Rühlin
2   Ernährungstherapie-, beratung, KANTONSSPITAL WINTERTHUR, Winterthur
3   Vorstandsmitglied, Gesellschaft für Klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), Genève
,
N Wagener
4   Schweizerischer Verband für Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherer, Solothurn
,
C Möltgen
3   Vorstandsmitglied, Gesellschaft für Klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), Genève
5   Spitalapotheke, Kantonsspital Aarau, Aarau
,
L Genton
3   Vorstandsmitglied, Gesellschaft für Klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), Genève
6   Unité de Nutrition, Hôpitaux Universitaires de Genève, Genève, Switzerland
,
PE Ballmer
1   Departement Medizin
3   Vorstandsmitglied, Gesellschaft für Klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), Genève
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
20 June 2017 (online)

 

Introduction:

Seit dem 01.07.2012 werden in der Schweiz die Kosten für Trinknahrung (oral nutritional supplement, ONS) zuhause durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung übernommen, wenn der Einsatz medizinisch indiziert ist.

Objectives:

In der vorliegenden Datenanalyse soll untersucht werden, ob die Änderung der Kostenabwicklung für ONS die generelle Versorgung mit künstlicher Ernährung beeinflusst hat.

Methods:

In dieser epidemiologischen Studie wurden retrospektiv Daten von Patienten ausgewertet, die zwischen 2010 und 2015 mit künstlicher Ernährung zuhause versorgt und beim Schweizerischen Verband für Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherer registriert wurden. Untersucht wurde die Behandlungsform sowie die Dauer der Behandlung und die entsprechenden Kosten vor und nach dem Stichtag 01.07.2012.

Results:

In sechs Jahren wurden insgesamt 39.624 Patientenfälle registriert, dabei ist die Anzahl seit dem Jahr 2010 (4.667 Fälle) bis 2015 (9.575 Fälle) gestiegen. Nach dem Stichtag sind die Patientenfälle, die mit ONS versorgt wurden, von 61,4% auf 87,7% angestiegen. Im Gegensatz dazu ist die Versorgung mit Sondenernährung (enteral nutrition, EN) von 35,4% auf 11,3% und mit parenteraler Ernährung (parenteral nutrition, PN) von 3,1% auf 1,0% gesunken. Die durchschnittliche Behandlungsdauer mit ONS ist signifikant von 329 ± 492 Tagen auf 181 ± 305 Tage (p < 0,001), mit EN von 455 ± 586 Tagen auf 323 ± 493 Tage (p < 0,001) und mit PN von 331 ± 524 Tagen auf 187 ± 363 Tage (p = 0,003) gesunken. Die Kosten für die Versorgung mit künstlicher Ernährung sind nach dem Stichtag für ONS von 2.883 ± 8.102 CHF auf 1.718 ± 4.414 CHF (p < 0,001) und für EN von 15.225 ± 22.533 CHF auf 12.129 CHF ± 18.743 (p < 0,001) gesunken. Die Kosten für die Versorgung mit PN haben sich nicht signifikant geändert (p = 0,108).

Conclusion:

Die Kostenübernahme für ONS durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung hat erreicht, dass mehr Patienten zuhause mit ONS versorgt und der Einsatz von EN und PN reduziert werden konnte. Dieser Effekt bewirkt gemeinsam mit der kürzeren Versorgungsdauer eine deutliche Kostenreduktion trotz steigender Patientenzahlen.

Disclosure of Interest:

None declared.