Aktuelle Ernährungsmedizin 2017; 42(03): 241-272
DOI: 10.1055/s-0037-1603249
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

NUTRITIONDAY IN PFLEGEHEIMEN – SCHWERE KOGNITIVE BEEINTRÄCHTIGUNG KORRELIERT MIT NAHRUNGSAUFNAHME UND ERNÄHRUNGSINTERVENTIONEN

M Streicher
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
,
K Schindler
2   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
CC Sieber
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
,
M Hiesmayr
2   Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
D Volkert
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Biomedizin des Alterns, Nürnberg, Germany
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Publication History

Publication Date:
20 June 2017 (online)

 

Introduction:

Bei Pflegeheimbewohnern mit schwerer kognitiver Beeinträchtigung (SCI) ist die adäquate Ernährungsversorgung erschwert. Derzeit ist jedoch wenig über die tatsächliche Essmenge und Anwendung von Ernährungsinterventionen bei Heimbewohnern bekannt.

Objectives:

Den Zusammenhang zwischen SCI und Nahrungsaufnahme und Ernährungsinterventionen zu untersuchen.

Methods:

Heimbewohner, die am nutritionDay zwischen 2007 und 2014 teilgenommen haben, ≥65 Jahre sind, mit vollständigen Daten zu Kognition, Essmenge, Ernährungsinterventionen und 15 potentiellen Einflussfaktoren (Ernährungsstatus und allgemeine Charakteristika) auf SCI wurden eingeschlossen (n = 19.723). Für alle Variablen wurden univariable binäre Regressionsanalysen durchgeführt, um Prädiktoren für SCI zu identifizieren (p < 0,01). Dafür wurden Bewohner mit keiner oder einer leichten bis mittelschweren kognitiven Beeinträchtigung zusammengefasst und mit Bewohnern mit SCI verglichen. Signifikante Variablen wurden in einer multivariablen Analyse eingeschlossen.

Results:

29% der Bewohner hatten eine SCI und diese war im univariablen Model signifikant mit allen Variablen assoziiert. In der multivariablen Analyse blieben 10 Variablen im Modell (aROC = 0,749, p < 0,01). Bewohner, die keine orale Kost beim Mittagessen aufnehmen konnten, hatten 3,62 mal [2,57 – 5,12] häufiger eine SCI im Vergleich zu Bewohnern, die alles gegessen haben. Bewohner mit SCI bekamen häufiger eine pürierte (OR 2,11 [95% CI: 1,88 – 2,36]) und angereicherte Kost (1,61 [1,38 – 1,87]) anstelle einer Normalkost. Bewohner mit SCI erhielten eher Trinknahrung (1,21 [1,08 – 1,35]), waren häufiger immobil (2,42 [2,16 – 2,70]), hatten häufiger Kauprobleme (1,82 [1,65 – 2,01]), waren häufiger mangelernährt (1,75 [1,50 – 2,05]) oder hatten ein Risiko für Mangelernährung (1,39 [1,25 – 1,44]) und waren seltener adipös (0,67 [0,61 – 0,74]). Ein erhöhtes Risiko für SCI hatten zudem Bewohner mit Dehydratation (1,39 [1,21 – 1,60]) und Dysphagie (1,32 [1,17 – 1,48]) sowie weibliche Bewohner (1,22 [1,12 – 1,33]).

Conclusion:

Diese multivariable Analyse bei Pflegeheimbewohnern untermauert die enge Assoziation zwischen SCI und Herausforderungen mit der Nahrungsaufnahme. Bewohner mit SCI können oft nicht mehr oral essen, benötigen Ernährungsinterventionen, haben einen schlechten Ernährungszustand und Risikofaktoren, die mit einer niedrigen Nahrungsaufnahme verbunden sind. Die Überwachung der Nahrungsaufnahme und die Durchführung von Ernährungsinterventionen ist somit ein wichtiger Teil der Ernährungsfürsorge bei Bewohnern mit SCI.

Disclosure of Interest:

None declared.