Hintergrund/Fragestellung: Der Vitamin-D-Rezeptor sowie Enzyme, die Vitamin D verstoffwechseln, wurden in Prostata, Hoden und Spermien nachgewiesen. Ferner scheint Vitamin D auf die Expression der Aromatase Einfluss zu nehmen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der Gießener Senioren Langzeitstudie untersucht, ob der Vitamin-D-Status, beurteilt anhand der 25-Hydroxycholecalciferol (25(OH)D3)-Serumkonzentration, mit den Serumspiegeln von 17β-Estradiol und Testosteron bei Männern > 65 Jahre assoziiert ist.
Methodik: Zur Analyse wurden die Daten von 58 Männern im Alter von 67 – 86 Jahren aus dem Follow-up 2008 herangezogen, die weder eine chronische Nierenerkrankung aufwiesen noch Vitamin-D-Supplemente oder Hormone im Follow-up 2008 einnahmen. Die Konzentrationen von 25(OH)D3, 17β-Estradiol und Testosteron wurden mittels Elektrochemilumineszenz Immunoassay erfasst. Der Einfluss der 25(OH)D3-Konzentration auf die 17β-Estradiol- bzw. Testosteron-Konzentration wurde anhand der multiplen linearen Regressionsanalyse unter Berücksichtigung der Kovariablen Alter, Monat der Blutentnahme, relative Fettmasse, Rauchverhalten und Aufenthaltsdauer im Freien untersucht.
Ergebnisse: Die medianen (range) Konzentrationen an 25(OH)D3, 17β-Estradiol bzw. Testosteron der Probanden lagen bei 64,9 (37,9 – 124,5) nmol/L, 26,5 (8,6 – 49,1) ng/L bzw. 4,5 (0,1 – 11,1)µg/L. Männer mit einem Vitamin-D-Status > 50 nmol/L (n= 47) zeigten höhere 17β-Estradiol-Spiegel (Median: 29,8 vs. 23,7 ng/L; P= 0,019) und vergleichbare Testosteron-Spiegel (Median: 4,5 vs. 4,2 µg/L; P= 0,145) wie Männer mit einem niedrigeren Status (n= 11). Weder vor noch nach der multiplen Adjustierung konnten signifikante Assoziationen zwischen der 25(OH)D3-Konzentration und den Konzentrationen von 17β-Estradiol und Testosteron festgestellt werden (P> 0,05).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass 25(OH)D3-Konzentrationen oberhalb von 37 nmol/L keinen Prädiktor der 17β-Estradiol- und Testosteron-Konzentrationen bei Männern > 65 Jahre darstellen.