Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P48
DOI: 10.1055/s-0036-1583924

Verträglichkeitsstudie mit einer Sondennahrung auf Lebensmittelbasis

SB Schmidt 1, AS Vasold 2, B Rupp 2, R Winter 3, JD Rollnik 1
  • 1Institut für neurorehabilitative Forschung (InFo) der BDH-Klinik Hessisch Oldendorf, Assoziiertes Institut der Medizinischen Hochschule Hannover, Hessisch Oldendorf, Deutschland
  • 2Medizinische Einrichtung des Bezirkes Oberpfalz KU, Klinik für Neurologische Rehabilitation, Regensburg, Deutschland
  • 3SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg gGmbH, Heidelberg, Deutschland

Hintergrund: Eine langfristige, enterale Ernährung ist bei neurologischen Frührehabilitanden aufgrund ausgeprägter Dysphagien oft erforderlich. Gastrointestinale Intoleranzen wie z.B. Diarrhöen sind dabei häufige Komplikationen, belasten den Patienten und führen häufig zu einer Unterbrechung bzw. Reduktion der Nährstoffzufuhr. Eine lebensmittelbasierte Sondennahrung könnte jedoch Diarrhöen reduzieren. Daher wurde in einer offenen, multizentrischen, kontrollierten und randomisierten Interventionsstudie die Verträglichkeit einer lebensmittelbasierten Sondennahrung im Vergleich zu einer handelsüblichen Sondennahrung anhand der Häufigkeit dünnflüssiger Darmentleerungen untersucht.

Methoden: Neurologische Patienten (n = 117) mit einer Indikation zur längerfristigen Ernährung mittels Magensonde erhielten über 30 Tage entweder eine lebensmittelbasierte Sondennahrung (HIPP; Interventionsgruppe n = 59) oder eine handelsübliche Sondennahrung auf Basis pulverförmiger Rohstoffe (Fresenius; Kontrollgruppe n = 58). Zur Bewertung der gastrointestinalen Toleranz wurde täglich die Anzahl sowie die Qualität der Darmentleerungen anhand der Bristol-Stool-Chart (BSS) erfasst.

Ergebnisse: Die Patienten der Interventionsgruppe zeigten am häufigsten (37,1%) normal geformte Stuhlgänge (BSS Typ 4), wohingegen die Patienten der Kontrollgruppe am häufigsten (36,5%) dünnflüssige Darmentleerungen (BSS Typ 7) aufwiesen. Die Patienten der Interventionsgruppe wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant seltener dünnflüssige Darmentleerungen auf (Tabelle 1).

Tab. 1: Vergleich der mittleren Anzahl dünnflüssiger Darmentleerungen (BSS Typ 7) pro Patient innerhalb des Behandlungszeitraumes von 30 Tagen

Intervention

Kontrolle

ANCOVA

Mittelwert (adj.)

6,5

17,1

p < 0,0001

95% CI

[2,7; 10,3]

[13,4; 20,8]

Zusammenfassung: Eine enterale Ernährung auf der Basis von Lebensmitteln führt zu signifikant weniger dünnflüssigen Darmentleerungen bei neurologischen Frührehabilitanden. Dies könnte den pflegerischen Aufwand und Behandlungskosten reduzieren. Ob sich zusätzlich ein positiver Effekt auf die rehabilitative Behandlung ergibt, soll Gegenstand zukünftiger Studien sein.