Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P25
DOI: 10.1055/s-0036-1583901

Effekte einer multimodalen Ernährungs- und Bewegungstherapie bei palliativen Tumorpatienten – Ergebnisse einer randomisierten Studie

A Uster 1, R Maya 1, S Mey 2, D Gisi 2, R Knols 3, R Imoberdorf 1, M Pless 1, PE Ballmer 1
  • 1Kantonsspital Winterthur, Department Medizin, Winterthur, Schweiz
  • 2Kantonsspital Winterthur, Institut für Physiotherapie, Winterthur, Schweiz
  • 3Universitätsspital Zürich, Klinik für Rheumatologie, Zürich, Schweiz

Hintergrund: Aktuelle Publikationen empfehlen zur Behandlung und Prävention der Tumorkachexie eine multimodale Therapie. Wichtige Bestandteile eines solchen multimodalen Ansatzes sind Ernährung und Bewegung. Das Ziel unserer Studie war es, die kombinierte Wirkung von Ernährung und Bewegung bei palliativen Tumorpatienten zu untersuchen.

Methode: Patienten mit einem metastasierten Krebs der Lunge oder des Magendarmtraktes wurden in zwei Gruppen randomisiert. Die Interventionsgruppe erhielt individuelle Ernährungsberatung und nahm zweimal pro Woche während 60 Minuten an einem Kraft- und Ausdauertraining teil. Die Kontrollgruppe wurde gemäss an der Klinik üblichem Standard behandelt. Die Intervention dauerte 3 Monate. Die Leistungsfähigkeit (Handkraft, 30 Sekunden Sit-to-Stand-Test, 6-Minuten Gehtest), Körpergewicht und die Nahrungszufuhr (3-Tages Ernährungsprotokoll) wurden am Anfang, nach 3 und 6 Monaten erhoben.

Resultate: Von 161 angefragten Patienten, lehnten 101 Patienten (63%) die Teilnahme ab. 58 Patienten wurden in die Interventions- (n = 29) oder in die Kontrollgruppe (n = 29) randomisiert. Die Proteinzufuhr unterschied sich signifikant zwischen den zwei Gruppen (p = 0,01): Nach 3 Monaten war sie in der Interventionsgruppe um 5,9 ± 4,4 Gramm höher, in der Kontrollgruppe hingegen sank sie um 1,8 ± 4,5 Gramm. Drei Monate nach Ende der Intervention sank die Proteinzufuhr in beiden Gruppen unter den Ausgangswert. Der Rückgang war in der Kontrollgruppe (-11,1 ± 5,5 Gramm) allerdings deutlich größer als in der Interventionsgruppe (-2,9 ± 4,5 Gramm). Die Energiezufuhr stieg in der Interventionsgruppe (129 ± 127 kcal/Tag) während sie in der Kontrollgruppe sank (-11 ± 130 kcal/Tag) (p = 0,17). Eine ähnliche Entwicklung zeigten die Veränderungen beim Gewicht und allen drei Leistungstests: Die Interventionsgruppe schnitt zwar im Vergleich zur Kontrollgruppe tendenziell besser ab. Die Unterschiede waren allerdings zu klein, um eine statistische Signifikanz zu erreichen.

Schlussfolgerung: Die Studie belegt die Sicherheit und Machbarkeit einer kombinierten Ernährungs- und Bewegungstherapie bei palliativen Tumorpatienten. Ernährung und Bewegung steigerten die Nahrungszufuhr nachhaltig, hatten allerdings keinen signifikanten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit oder das Körpergewicht. Größere Studien sind nötig um die Wirksamkeit einer solchen multimodalen Therapie und die Unterscheidung zwischen Ernährungs- und Bewegungsinterventionen eindeutig zu belegen.