Aktuelle Ernährungsmedizin 2016; 41 - P03
DOI: 10.1055/s-0036-1583879

Mangelernährungsassessment: Screening, Umsetzung und Zeiterfassung

V Heick 1, B Blumenschein 2, S Tiede 1, A Wiese 1, JC Arnold 1
  • 1Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg, II. Med. Klinik, Gastroenterologie, Rotenburg, Deutschland
  • 2praxisHochschule Köln, Clinical Nutrition, Rheine, Deutschland

Einleitung: Leitlinien führender (inter-)nationaler Gesellschaften für Klinische Ernährungsmedizin empfehlen ein Screening aller Klinikpatienten auf Mangelernährung. Wird ein Risiko identifiziert, sind ein Assessment und daran angeschlossene ernährungstherapeutische Maßnahmen indiziert. Oft wird erst dabei deutlich, welchen personellen und organisatorischen Aufwand die ernährungsmedizinischen Interventionen benötigen.

Methodik: Im Januar 2015 wurde im Agaplesion Diakonieklinikum (Rotenburg) der NRS-2002 implementiert. Ein Vorscreening erheben Pflegende, das Hauptscreening, ein anschließendes Assessment sowie Monitoring und Evaluation werden durch qualifizierte Diätassistentinnen durchgeführt. Bei allen als mangelernährt erfassten Patienten wurden verordnete Ernährungsinterventionen im Hinblick auf den personellem Aufwand kritisch beleuchtet.

Ergebnisse: Von 1206 gescreenten Patienten wiesen rund 1/4 eine Mangelernährung auf. Ernährungstherapeutische Maßnahmen nach angeschlossenem Assessment waren, je nach Grunderkrankung, differenziert gestaltet. 34% der Patienten erhielten eine qualifizierte Ernährungsberatung, davon ein Drittel mit einer Dauer von > 60 Minuten Stunde, die anderen Patienten für 30 Minuten. 31% der Patienten mussten eine Ernährungsberatung (60 Minuten) kombiniert mit hochkalorischer, eiweißreicher Trinknahrung erhalten, 11% konnten über eine hochkalorische, eiweißreiche Trinknahrung versorgt werden, 15% benötigten eine parenterale Ernährung (Schulung und Organisation: > 2 Std) sowie 9% eine enterale Ernährung (Schulung und Organisation: ca. 2 Std). Die teilweise sehr umfassende und gleichzeitig differenzierte Behandlung konnte personell durch Diätassistenten sichergestellt werden und führte zu erwarteter Verbesserung des Ernährungszustandes und verkürztem Krankenhausaufenthalt.

Schlussfolgerung: Ein Screening auf Mangelernährung und anschließend notwendige Ernährungsinterventionen verdeutlichen sowohl die Notwendigkeit als auch eine große Variationen ernährungsmedizinischer Maßnahmen: Ernährungsberatung, orale/enterale/parenterale Ernährung, Schulung und Organisation/Überleitung in die Heimversorgung. Ergebnisse von Screenings/Assessments und weitere Diagnostik müssen auf ernährungstherapeutische Bedeutung hin interpretiert und in entsprechenden Maßnahmen umgesetzt werden. Qualifizierte Diätassistentinnen können so die in Leitlinien geforderte Identifizierung von Mangelernährten und deren Ernährungssupport unterstützen.